Von Carolin Barth
Sophie Nitzsche aus Schwepnitz ist Fußballfan. Sie kickt aktiv und kann es nur empfehlen. Leider begeistern sich im Landkreis zu wenige Mädchen unter 16 Jahren für Frauenfußball. Noch immer ist es eine Randsportart. Sophie stand schon mit fünf Jahren mit Turnschuhen auf dem Rasen, statt in zarten Schühchen auf der Gymnastikmatte.
Nur mit Jungs
Nicht nur, weil Papa Klaus Nitzsche der Leiter der Abteilung Fußball bei Grün-Weiß Schwepnitz ist, sondern weil es ihr Riesenspaß macht, bei dem sie sich richtig austoben kann. „Früher hab’ ich geturnt, aber bei Ballspielen habe ich ihn nicht gefangen, sondern mit dem Fuß getreten“, lacht sie. Sophie fing in einer Jungenmannschaft an, dem runden Leder hinterher zu flitzen - eine Mädchenmannschaft gab es nicht. Daran hat sich im Kreis bis heute nichts geändert. Derzeit kann kein Verein ein Mädchenteam stellen. Auch der Weltmeisterinnen-Titel der Frauennationalmannschaft half nichts. „Bei uns spielen nur Frauen, die über 16 sind. Alle Mädchen, die wir hatten, sind zu den Damen nachgerückt“, sagt Trainer Henry Scholz aus Elstra, der mit seinen Mädels des SV Grün Weiß Elstra aktuell auf dem dritten Platz der Kreisliga im Damenfußball steht. 15 sind dabei, viele seit Kindertagen. Am Nachwuchs aber hapert es gewaltig. „Das ist ein großes Problem. Da können wir uns leider überhaupt nicht mit Städten wie Dresden vergleichen, dort gibt es inzwischen viele Mädchenteams. Hier ist das Interesse gering.“ Nicht nur in Elstra. „Wir haben derzeit nur drei Mädchen, die mit den Jungs spielen“, erklärt Klaus Nitzsche. „Doch das ist eben nur bis zur C-Jugend möglich.“ Dann wird’s problematisch, dann verändern sich die Kräfteverhältnisse und auch mit den Umkleidekabinen wird’s knapp. Doch wer als Mädchen nicht bei den Jungs mitkicken will, hat keine Chance im Verein zu spielen. „Wer Interesse hat, muss bei den Jungs anfangen“, weiß Henry Scholz. Sophie Nitzsche erinnert sich gern an ihre Anfänge: „Ich habe in einer gemischten Mannschaft gespielt, da gab es nie Probleme.“ Jedenfalls nicht sportlicher Art. Sophie hielt immer mit. Woran liegt’s dann, dass wenig Mädels Spaß am Fußball haben? „Es könnte am Elternhaus liegen“, vermutet Klaus Nitzsche. „Viele wollen vielleicht nicht sehen, dass die zarten Mädchenbeine auch mal einen blauen Fleck abbekommen.“ Er sähe es jedenfalls gern, wenn sich zu den drei Mädchen mehr gesellen würden. „Wir würden gern eine Mannschaft aufbauen, denn die Kapazitäten haben wir, ein Trainer wäre kein Problem.“ Auch Frank Gärtner, Leiter der Abteilung Fußball bei der SG Großnaundorf sucht Nachwuchs.
Zwei fürs Team sind zu wenig
Gerade mal zwei Mädchen spielen Fußball. Um überhaupt eine Mannschaft im Nachwuchsbereich auf die Beine zu stellen, komplettieren erst Crostwitzer Knirpse das Team. Das betrifft sogar die Jungs. „Wir haben gerade die geburtenschwachen Jahrgänge durch, zudem gibt es bei uns im Ort keine Grundschule mehr, so fehlt es akut an Nachwuchs. Woher soll der auch kommen, bei den wenigen Einwohnern.“ Nun wird verstärkt in der Kita nach kleinen Kickerinnen Ausschau gehalten. „Mädchen sind willkommen“, wirbt Gärtner. Und das Frauenfußball hier funktioniert, beweisen die Großen: Die Fußballdamen der SG Großnaundorf sind aktuelle Kreismeisterinnen. An Damen mangelt es also nicht, auch nicht an Zuschauern: „Wir haben manchmal mehr Zuschauer als die Männer“sagt Sophie. Na, das dürfte doch Ansporn genug sein, liebe Mädchen: Rauf auf den Rasen!Auf ein Wort