SZ +
Merken

Bits und Bytes im Abwasserkanal

Die Glasfaserkabel sind verlegt. Jetzt sind die Verteilerkästen dran, damit Schöpstal ab Juni schnelles Internet hat.

Teilen
Folgen

Von Steffen Gerhardt

Die beiden Girbigsdorfer Gastwirte Thomas und Holger Hieronymus warten schon seit Jahren darauf, dass das Internet schnellere Füße bekommt. Zwar hat die Telekom zwischenzeitlich die Übertragungsgeschwindigkeit von 1000 auf 2 000 Bites pro Sekunde für die „Sandschänke“ gesteigert. Aber mehr ist nicht drin. „An die Grenzen der Belastbarkeit stoßen wir nicht nur bei Bankgeschäften, öfters schwankt die Übertragungsrate oder das Internet ist überhaupt nicht zugänglich“, beschreibt Thomas Hieronymus die Lage.

Das wird ab Juni ein Ende haben, versprechen Peter Himmstedt und Jens Wolf, Geschäftsführer der Görlitzer Firma NetCommunity. Denn ab dann werden alle drei Orte im Schöpstal mit einem schnellen Breitband aus nächster Nähe versorgt. Peter Himmstedt erklärt dazu, dass im Schöpstal erstmals eine für ganz Sachsen neue Technologie angewendet wird: Das Verlegen des Glasfaserkabels im Abwasserkanal. Das erfolgt zusammen mit dem Abwasserzweckverband und einer Schweizer Spezialfirma. Letztere führt das Kabel mit zwei kleinen Robotern durch das Kanalnetz. Geschützt ist das Kabel aus 96 Glasfasern durch ein Edelstahlrohr, mit dem es im Kanalrohr befestigt wird. „Das Glasfaserkabel und die Abwasserentsorgung sind zwei getrennte Systeme und haben nichts Gemeinsames“, sagt Peter Himmstedt auf die Frage eines Schöpstalers, ob der Hausanschluss über das Klobecken erfolgt.

Jens Wolf hebt hervor, dass die Netcommunity (NC) die vorhandene Infrastruktur nutzt. Das heißt, von den acht Verteilerkästen in den Ortschaften werden die Leitungen der Telekom genutzt, um das schnellere Internet bis in die Häuser zu liefern. Das lässt sich die Telekom gut bezahlen, denn zu dem gewählten Tarif kommen noch monatlich zehn Euro Leitungsmiete, die die NC an ihre Kunden weiterreichen muss. Von Vorteil ist aber, dass die Hausanschlüsse nicht neu gemacht werden müssen und damit die Erdarbeiten in den Grundstücken entfallen. „Wir gehen davon aus, dass Ende Mai die Tiefbauarbeiten beendet sind“, schätzt Jens Wolf ein. Denn der Winter sorgte für eine Verzögerung von sechs Wochen, ehe im Schöpstal weitergearbeitet werden konnte. Ausgeführt werden sie von der Görlitzer Gleis- und Tiefbau GmbH. Ab Juni sollen die Anschlüsse etappenweise zugeschaltet werden. „Mit Fertigstellung werden überall Geschwindigkeiten zwischen 50 MBit und 16 MBit anliegen. Derzeit sind in vielen Gebieten im Schöpstal schon über spezielle Funklösungen der NetCommunitys zu 10 MBit möglich“, erklärt Jens Wolf. Nach seiner Aussage sind 90 Schöpstaler inzwischen Kunden bei dem Görlitzer Unternehmen.

www.nc-net.de