Von Annett Weckebrod
Wer am Forsthaus in Strahwalde in Richtung Obercunnersdorf abbiegt, der bemerkt an den Leitpfosten blaue Lichtreflexe, wenn sie von Autoscheinwerfern angestrahlt werden. „Dieses Licht soll Wildtiere, wie Rehe und Hirsche, davor abhalten, über die Straße zu laufen“, erklärt Detlef Eckert, Pressesprecher des Jagdverbandes Oberlausitz. Mit ersten Ergebnissen ist er zufrieden: „Seit wir die Reflektoren angebracht haben, sind weniger Wildunfälle passiert“, erzählt er.
Auf einer Strecke von drei Kilometern haben Jäger die blauen Reflektoren an den Leitpfosten entlang der S143 installiert. Jagdpächter Egon Kopsch, der regelmäßig seine Runden durch das Revier dreht, ist durch einen Beitrag in einer Jägerzeitschrift auf die Wildwarnreflektoren aufmerksam geworden. Im Freistaat Bayern seien diese schon seit mindestens fünf Jahren erfolgreich im Einsatz, erzählt er. Kopsch überzeugte die Jagdgenossenschaft Strahwalde von dieser Investition. Denn gerade billig sind die blauen Reflektoren nicht. Rund fünf Euro kostet das Stück.
Wild reagiert nicht auf rot
Wenn Autoscheinwerfer auf die Reflektoren treffen, erzeugen die aber nicht nur blaues Licht, sondern auch eine Art Lichtschranke. Hirsche und Rehe schreckt das ab. Wildschweine lassen sich durch den Lichtkegel weniger beeindrucken, vermutet Revierförster Lars Morgenstern. Allgemein gilt jedoch, dass Wildtiere nicht auf typische Warnfarben, wie rot oder orange reagieren. Die Tiere können nur grüne und blaue Farbtöne erkennen. „Für Wildtiere ist blau eine Warnfarbe, darauf reagieren sie meist mit Flucht“, erklärt Prof. Dr. Dieter Rost. Er ist Beirat der Höheren Jagdbehörde des Freistaates und untersucht die Wirkung der Reflektoren seit mehreren Jahren.
Im Landkreis Bautzen überwachte Peter Rust eine dreijährige Testphase, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Die Wildunfälle im Kreis seien nachweislich um 50 Prozent, an manchen Stellen sogar um 70Prozent zurückgegangen, sagt er. Zusammen mit der Polizei und dem Straßenverkehrsamt des Kreises hatte er das Projekt auf den Weg gebracht. Rund 10000 Warnreflektoren sind seitdem im gesamten Landkreis Bautzen an Wildwechsel-Schwerpunkten angebracht worden. 3000 davon wurden in der Zwischenzeit allerdings schon wieder gestohlen. Wer jetzt für die Kosten aufkommt, ist noch unklar.
Auch im Landkreis Görlitz läuft derzeit eine überwachte Testphase. An der Neiße zwischen Rothenburg und Görlitz werden ebenfalls Daten zu den Wildunfällen vor und nach dem Anbringen der Warnreflektoren untersucht. Hier wird die Wirkung in Kombination mit Verkehrsschildern, die Autofahrer vor Wildwechseln warnen, geprüft. Ergebnisse liegen für diese Strecke allerdings noch nicht vor.
Eine Frage der Finanzen
Wie bei allen Neuerungen gibt es auch Kritiker des Warnsystems. Sie sind davon überzeugt, dass sich das Wild irgendwann an die Reflektoren gewöhnt und das Licht bald ignorieren könnten. Dem widerspricht Peter Rust: „Einen Gewohnheitseffekt konnten wir in den drei Testjahren nirgends feststellen“, sagt er. Ein weitaus größeres Problem stellt die Finanzierung dar. Hier wünschen sich die Jäger mehr Unterstützung durch den Landkreis, sagt der Pressesprecher des Oberlausitzer Jagdverbandes Detlef Eckert. An der S 143 war es die Jagdgenossenschaft, die schließlich das Warnsystem finanziert hat.
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