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Blick auf Jugendstilfassade desKrematoriums wieder frei

Die DDR-Schornsteine sind fast weg. In den 70er-Jahren wurden sie gebaut.

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Noch diese Woche sollen die ehedem 22 Meter hohen Schlote am Krematorium Tolkewitz verschwunden sein. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Fassade des Jugendstilbaus wieder in voller Schönheit zu sehen ist. Das sagt Robert Arnrich, Chef des städtischen Friedhofs- und Bestattungswesens.

Das Krematorium in Tolkewitz war 1911 als eine der ersten Feuerbestattungsanlagen Deutschlands fertiggestellt worden. Da die alten Schornsteine versottet waren, mussten 1972 neue angebaut werden. Diese Schornsteine wurden seit Juni dieses Jahres abgebrochen. Zudem werden die Dächer wie früher wieder mit Kupferbahnen gedeckt. Das Hauptdach glänzt bereits mit dem neuen Belag. Sind die Schornsteine diese Woche gefallen, soll auch die Fassade restauriert werden.

Doch noch müssen drei Meter Stein für Stein abgetragen werden. Das ist jedoch für die Männer der Abbruchfirma Rubin aus dem brandenburgischen Lauchhammer-West kein Problem. „Das Schwierigste sind die Betonringanker“, sagt Vorarbeiter Torsten Mletzko. Die Bauteile aus Stahlbeton haben den Männern viel zu schaffen gemacht, sodass der Schornsteinabbruch erst anderthalb Monate später fertig wird als geplant.Fünf derartige Stahlbetonringe waren auf jeder Seite abzubrechen. „Der größte davon war 1,46 Meter hoch und 41 Zentimeter stark“, so Mletzko. Fünf Tage lang haben die Männer mit dem Abbruchhammer gemeißelt, bevor der Ring beseitigt war. Acht Kubikmeter Stahlbetonschutt blieben davon übrig. Schwerstarbeit gab es auch bei den Sandsteinplatten, mit denen die Schornsteine verkleidet waren. Allein eine von ihnen wog 30 Kilo, die Eckquader sogar 100. Per Hand mussten die Abbrucharbeiter die Steine zum Aufzug schleppen, mit dem sie dann hinabgelassen wurden. Doch Mletzko und seine Männer sehen das locker. „Man gewöhnt sich daran“, sagt Abbrucharbeiter Dirk Uhle. Der 39-Jährige steht derzeit mit seinem Bosch-Hammer täglich bis zu achteinhalb Stunden auf dem Gerüst.

Jetzt muss an jedem Schornstein noch ein Stahlbeton-Ringanker beseitigt werden. Sie sind aber nur 70Zentimeter hoch. Am Freitag soll der letzte Stein gefallen sein.

„Diese Anbauten waren echte Fremdkörper“, sagt Friedhofsbetriebschef Arnrich. Das habe auch Landeskonservatorin Rosemarie Pohlack so gesehen. Auch sie sei heilfroh, dass die Schornsteine bald weg sind und die alte Fassade wieder zu sehen ist. Peter Hilbert