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Blicke in den Untergrund

Das Ingenieurbüro IRS weiß genau, was sich unter der Erde befindet. Das spart Kommunen und Gemeinden viel Geld.

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Von Wolf Dieter Liebschner

Wenn ein Bürgermeister oder Bauverantwortlicher der Region wissen will, wie es unter der Erdoberfläche seiner Gemeinde aussieht, dann wählt er eine Telefonnummer mit der Vorwahl 0351. Im Moritzburger Ortsteil Boxdorf sitzt die Ingenieurgesellschaft für Rohrleitungssanierung mbH Sachsen (IRS). Dort erfährt man exakt, was sich im Untergrund befindet.

„Wir halten Infrastrukturdaten für insgesamt zweieinhalb Millionen laufende Meter in digitaler Form vor“, sagt IRS-Geschäftsführer Steffen Hommel. „Damit können wir den Kommunen zeitnah Auskunft geben über den Zustand und die Lage von Wasser- und Abwasserkanälen, Leitungen für Straßenbeleuchtung oder Fernwärme. Auch Daten von Straßen und Wanderwegen sind sofort verfügbar.“ Bei Wanderwegen werden beispielsweise Trassenführung und Ausschilderung visualisiert und von den Kommunen in ihre Geoinformationssysteme übernommen.

Über diese Daten zu verfügen, ist vor allem bei der Vorbereitung von Baumaßnahmen unabdingbar. Durch den unkomplizierten Zugang zu diesem Wissen lassen sich Planungsfehler und möglicherweise Umverlegungen von Baufeldern vermeiden. Auch Biotope und andere natürliche Gebilde werden von den IRS-Ingenieuren erfasst. „Eine solche Dokumentation wird derzeit gerade in das Datensystem der Gemeinde Moritzburg eingepflegt“, sagt Hommel.

Die Datensammlung dient jedoch nicht nur der künftigen Gestaltung der Gemeindegebiete. Auch für die Vorsorge sind sie wichtig. „Wir haben zum Beispiel die Erkenntnisse aus den Hochwassern 2002, 2006 und 2013 verarbeitet“, sagt der IRS-Geschäftsführer. „Wir wissen nun, wo sich Schwachstellen und Überflutungsflächen befinden, welche Anrainer gefährdet sind“, so Hommel. Das kommt insbesondere der Stadt Coswig zugute, beispielsweise entlang des Lockwitzbaches von Auer bis zu Elbemündung oder auch in Brockwitz.

„Was geschützt werden muss, das wird in den Geoinformationssystemen (GIS) der Kommunen und Gemeinden abgebildet“, sagt Hommel. „Der Schutz des Bestandes wird künftig immer wichtiger, weil die finanziellen Mittel für Neuinvestitionen zunehmend knapper werden.“ Eine der Voraussetzungen war, dass alle Kommunen und Gemeinden sowie Abwasserzweckverbände das gleiche GIS verwenden. „Dafür haben wir uns über Jahre hinweg starkgemacht“, so Hommel. So ist das System, das eben auch exakt die Standorte von Hydranten verzeichnet, beispielsweise auch für die Feuerwehren von Moritzburg, Coswig, Weinböhla und Radebeul nutzbar.

Die heutigen digitalen Möglichkeiten nennt Hommel „einen Traum“. Bis zur Wende waren nur analoge Angaben verfügbar. Begonnen hat der heute 52-jährige Tiefbau-Diplomingenieur vor 20 Jahren als Ein-Mann-Firma, war damals ausschließlich auf Rohrleitungssanierung spezialisiert. Heute gehören elf Mitarbeiter zum Unternehmen – acht Ingenieure, zwei Techniker, eine Sekretärin.

„Damals hatten wir überhaupt keine Konkurrenz“, so Hommel. „Dieser technologische Vorsprung ist auch heute noch viel wert.“ IRS hat Verträge mit fast allen Kommunen und Gemeinden der Region – Radebeul, Coswig, Meißen beispielsweise. Auch Großenhain, Kalkreuth wie auch Wohnungsgenossenschaften, Stadtwerke und andere nutzen die Dienstleistungen von IRS.

Das Tätigkeitsfeld hat sich jedoch auch in andere Regionen erweitert. Es gibt mittlerweile nicht nur mit der Stadt Leipzig Verträge. Auch vom Hamburger Hafen gibt es Anfragen. Für das malaysische Wasserministerium wird eine Studie erarbeitet.

Im Sammeln und digitale Aufbereiten von Daten sieht Hommel vor allem die Zukunft seines Ingenieurbüros. „Das ist für uns eine komplett neue Qualität“, sagt er. Doch auch die Sanierung und der Bau von Kanälen und Leitungen – hierbei plant und koordiniert IRS die gesamte Maßnahme _ bleiben im Fokus.