Von Wolfgang Zimmermann
Es war zwar nicht die Mundi von Charles Bronson, die ein Frösteln über die Rücken der Zuhörer jagte. Dennoch: die Titelmelodie aus Sergio Leones Westernklassiker „Spiel mir das Lied vom Tod” wird selbst in der Lautstärke einer Rockband zum Ereignis. Und wieder sah man vor seinem geistigen Auge die schöne Claudia Cardinale und den fiesen Henry Fonda auftauchen.
Radeberger als Vorband
B.U.S.H. aus Radeberg verabschiedete sich am Sonnabend mit eben diesem musikalischen Kunstwerk nach etwa einer Stunde Konzert von seinem Publikum im Gasthof Medingen und machte die Bühne frei für den Hauptact des Abends – die Dresdner Rockband Condor. B.U.S.H. - was so viel heißen soll wie „Bumbalo Und Seine Herren” ist in Medingen traditionell die Vorband von Condor. Die vier Rocker spielen Songs von Uriah Heep, J.J. Cale, Cream, CCR oder den Eagles.
Erst gegen 23 Uhr, als Achim Wache zur Gitarre griff und seine Bandkollegen - inklusive Kollegin Conny Herrmann am Schlagzeug - sich hinter und neben ihm aufstellten, sahen die Condor-Fans ihre Zeit gekommen. Wolf Mahns elegisch schöner Song vom „Blinden Passagier” füllte die Tanzfläche. Im zweiten Song hoben die fünf dann schon ab, steuerten „Ziellos” durch die Nacht und waren dann auch schon bei ihrer Geheimwaffe angekommen. Das sind immer noch die alten und unverwüstlichen Songs von Renft. Die hat Condor damals über die Jahre hinweg am Leben erhalten, als Renft mit amtlichem Vermerk verboten worden war, als sich die Musiker der Band nahezu vollständig nach dem Westen absetzten. Condor schützte diese Lieder vor dem Vergessen.
Die Band weiß, dass ihr Publikum diese Lieder hören will. Als Reminiszenz an jene Jahre, als Condor deswegen von der Bildfläche verschwinden musste.
Nicht nur Endzeitstimmung
Bezeichnenderweise heißt Condors aktuelle CD „Apocalypse”, was aber dennoch nur hypothetisch gemeint ist. Denn man nimmt dem Wort einen Teil seiner harten Konsequenz, liest man den Text zum Titelsong etwas aufmerksamer durch. Wenn nämlich die Radiostimme nicht immer nur von Endzeit schwafelt, sondern auch mal schlicht verkündet „Schau doch raus aus dem Fenster. Sieh, die Sonne scheint, das Leben ist schön”.
Condor wurde zwar personell gründlich durchgeschüttelt in den letzten Jahren, ist aber in den eigenen Songs poetisch bissig wie eh und je. Am Keyboard tummelt sich jetzt der Nachwuchs, Waches Sohn „Marcel” schlägt dort die Tasten. Und mit Conny Herrmann hat an den Drums – einer eigentlichen Männerdomäne – ein Mädchen Platz genommen.
Die Front wie in alten Zeiten
Die Front aber steht wie in alten Zeiten; mit der Gitarre und dem Gesang von Thomas Keilhauer, der Bassgitarre von Thomas Kahn und den Gitarren wie dem Gesang von Achim Wache.
Und neben dem Gros an eigenen Songs haben im Programm immer noch Deutsch-Rockgrößen wie Rio Reiser und andere ihren Platz. Und natürlich die alten und ewig jungen Songs von Renft. So wie das liebenswert fröhliche „Liebeslied” eines ebenso liebenswerten Voyeurs etwa. „Irgendwo auf dem Stein, muss ihr Hemdchen sein!” - Ach ja!