Von Birgit Ulbricht
Riesiger Immobiliendeal in Großenhain. Die Plattenblocks gegenüber vom Gewerbegebiet sind verkauft. „Ärgerlich, aber vielleicht bietet sich ja noch mal eine neue Chance“, sagt Stadtbaudirektor Tilo Hönicke dazu. Die Stadt hatte mitgeboten, als die Blöcke auf den Markt kamen, und ist am Ende leer ausgegangen. Seit Monaten kursierte das Gerücht, dass die Wohnblocks an der Elsterwerdaer Straße den Besitzer wechseln würden.
Insolvenzverwalter Rolf Rattunde aus Berlin, der nach der Pleite der Fondsgesellschaft Level-One im Jahr 2009 auch die Großenhainer Blöcke verwaltet, hat Druck gemacht. Die Anleger wollten Geld sehen. Der Level-One-Crash war eine der größten Immobilienpleiten in Deutschland, 20 000 Wohnungen und 500 Gewerbeobjekte, vorzugsweise im Osten, waren betroffen.
Die vielen Immobilien-Gesellschaften der Level-One waren fortlaufend durchnummeriert, die Großenhainer Blöcke gehörten zur 17. Immobiliengesellschaft. Nun wollte sie der Hedgefonds also loswerden – und es gab wider Erwarten etliche Interessenten.
Doch der Unternehmer und die Agrargesellschaft, die sich für das Paket interessierten, das hier gerade geschnürt wurde, pfiff die Stadt schnell zurück. Denn im Rathaus hatte man andere Pläne. Eigentlich verwunderlich war es doch gerade immer die Stadt gewesen, die städtebaulich kein gutes Haar an diesem Standort ließ. Spätestens als die früheren Russenblöcke im Stadtentwicklungskonzept ab dem Jahr 2000 offiziell als „denkbares Abrissgebiet“ auftauchten, war die Stadt-Sicht auf die Dinge kein Geheimnis mehr. Und es sorgte für Ärger, denn die Blocks gehörten der Stadt nicht. Das wollte sie nun ändern. Trotz neuem Anstrich und Reparatur nach dem Tornado 2010 wollte de Stadt nämlich genau das, wie zu erfahren war – die Blöcke noch auswohnen, wie es neudeutsch so schön heißt, und dann abreißen. Grund der Hartnäckigkeit, die Platte wegzubekommen, ist allein deren Lage.
Noch gibt es rechtlich keine Probleme, auch wenn der Standort unmittelbar zwischen B 101 und Auffahrt zur Ortsumgehung B 98 eigentlich schon zu laut ist – doch kommt der Industriepark, den der Freistaat auf der 230 Hektar großen Nordfläche plant, bzw. wird das Gewerbegebiet erweitert – dann sind die im Planungsverfahren vorgegebenen Lärmwerte einfach nicht zu halten. Siedeln sich größere Investoren oder gar der eine Großinvestor an, dann hätte das aus Sicht der Stadt Vorrang vorm Wohnen an der B 101. Die Planer haben auch kaum Möglichkeiten, auf dem Papier herumzujonglieren – denn sie müssen die Lärmwerte für Wohnbebauung auch nach der Seite zum Bornweg hin einhalten. Da geplant ist, in diese Hörweite eher leisere Unternehmen anzusiedeln, brauchen die Planer wenigstens freie Lärmpegel in Richtung Bundesstraße.
Weil der neue Eigentümer aber nun auch wieder ein Hedgefonds ist, könnte sich plötzlich aber auch ein ganz anderes Szenario entwickeln – denn die bisherigen Geldanleger wollten keine Asylbewerber. Ob dass die neue ausländische Gesellschaft auch so sieht – mehr ist bislang nicht bekannt – das bleibt abzuwarten. Wenn es da Interesse gibt, dürfte alles recht schnell gehen, denn viele Wohnungen stehen momentan leer.
Noch hält sich allerdings ein ganz anderes Gerücht, nämlich das, der Freistaat könnte auf seinem Flugplatz eine Zelt- oder Containerstadt errichten. Staatssekretär Dr. Michael Wilhelm wollte das am Rande der Verabschiedung des OB weder bestätigen, noch dementieren.