Von Melanie Ermscher
Heute wird Frank Zickler bluten. Zweimal werden sie ihn mit Nadeln stechen, ihm einen halben Liter Lebenssaft entziehen und danach mit einem „Tschüss, bis zum nächsten Mal“ auffordern, die Liege für das nächste Opfer frei zu machen. Frank Zickler ist per Brief in die Kellerräume des Kamenzer Malteser Krankenhaus St. Johannes geladen worden. Nicht zum ersten Mal hat er so ein Schreiben bekommen. Bereits neun Blutspendetermine hat der 25-jährige Zeitsoldat hinter sich gebracht. Routine: „Nö, aufgeregt bin ich nicht.“
Und das, obwohl der gebürtige Kamenzer seinen gelben Unfallhilfe- und Blutspende-Pass im Stützpunkt in Berlin liegen gelassen hat. Dieser ist aber wichtig, in ihm werden unter anderem die Blutgruppe und eventuelle Erkrankungen festgehalten sowie der Blutspende-Nachweis geführt. Denn der Aderlass für einen guten Zweck ist nur einmal alle drei Monate erlaubt. Frank Zickler hat aber seinen Personalausweis und die Einladung als Legitimation dabei und kann so trotzdem spenden: „Ich finde das wichtig. Und der halbe Liter tut einem nicht weh“, so der passionierte Motorradfahrer. Dann rückt er erst mit der eigenen Vergangenheit heraus: „Als ich 14 war bin ich vom Baum gefallen und hatte innere Blutungen, Milzriss. Da brauchte ich selber eine Blutkonserve.“
Als erstes muss er den vier Seiten langen Fragebogen des DRK-Blutspendedienstes Sachsen ausfüllen: Fühlen Sie sich gesund? Waren Sie in den letzten zwölf Monaten im Ausland? Haben Sie sich in den letzten zwölf Monaten tätowieren, akupunktieren lassen?
Fragebogen ist der Zugang zum Check
Frank Zickler macht bei allem sein Nein-Häkchen. Und begibt sich damit in die Hände eines Laboranten, einer Ärztin, zweier Schwestern und eines Helfers vom DRK-Blutspendedienst Sachsen, Institut für Transfusionsmedizin Dresden, die ihn in der kommenden Stunde durchchecken, anzapfen und ihm anschließend Nudelsalat, Jägerschnitzel, Obst und Getränk spendieren werden.
Als nächstes wird der Eisengehalt im Blut per Giks in den Finger gemessen, Frank Zicklers Körpertemperatur im Ohr gemessen. Der 25-Jährige lässt alles geduldig über sich ergehen: „Sonst kommt man nicht dazu, sich durchchecken zu lassen. Beim Blutspenden ist man immer auf der sicheren Seite, weil das Blut auf alles Mögliche untersucht wird.“ Weiter geht’s durch die Glastür zu DRK-Assistenzärztin Grit Foitzik. Sie liest sich den Fragebogen durch, misst Blutdruck – „130 zu 80, bestens“ – tastet die Hals-Lymphknoten ab. Und auch hier Fragen: „Gesund fühlen Sie sich?“ Nicken. „Medikamente nehmen Sie nicht?“ Wieder Nicken. „Haben Sie genug getrunken?“ – „Eine Flasche Cola.“ – „Das reicht aber nicht, trinken sie noch mal was.“ Danach wird’s ernst: Den Gang zurück geht es in Richtung Blutentnahme. Vorbei an Wolfgang Thomas, Vorsitzender des DRK-Ortsverbandes Wiesa, der mit zwei Kollegen ehrenamtlich für das Austeilen der Fragebögen und die Versorgung der Spender mit Flüssigkeit zuständig ist. Durch eine Flügeltür hindurch direkt auf eine der vier Liegen. Bei prognostizierten 40 Spendewilligen in drei Stunden gibt es keine Wartezeiten.
Faust pumpt, Blick geht nach oben an die Decke
„Ihr erstes Mal heute?“, Schwester Sylvia desinfiziert Frank Zicklers linken Arm: Danach schiebt sie die Kanüle unter die Haut: „Jetzt mal eine Faust machen.“ Der 25-Jährige verzieht keine Mine und beginnt mit seiner Faust zu pumpen, damit das Blut besser fließt. Sein Blick geht nach oben an die Decke. Nach gut acht Minuten ist alles vorbei.
Wie geht’s? Frank Zickler grinst: „Kein Problem“ und presst im nächsten Moment doch abrupt die Lippen zusammen: Schwester Sylvia hat mit einem Ruck das Pflaster von seinem blond behaarten Unterarm gerissen, um den Druckverband anzulegen: „Das tut eigentlich am meisten weh!“
Blutspendetermine in Kamenz zwischen 13.30 und 18.30 Uhr beim DRK, Kreisverband Westlausitz, Haydnstraße 4 am 3. Juli, 7. August und 4. September. Der nächste Termin des DRK-Blutspendedienstes Sachsen im Kamenzer Krankenhaus ist am 15. September, 13 bis 16 Uhr.