Blutspender halten zur Stange

Großenhain. "Guten Tag. Ich muss Sie darauf hinweisen..." Die freundliche Schwester am Eingang der Begegnungsstätte im Großenhainer Alleegässchen lächelt, aber Gnade kennt sie nicht. Auch der SZ-Redakteur muss zum Fiebermessen und Fragen beantworten. "Safety first" heißt die Devise.
Doch eine solche Warteschlange sieht man in diesen Zeiten gern: Zur DRK-Blutspendeaktion am Montag sind Dutzende Menschen gekommen. Teamleiterin Schwester Claudia freut sich über die Resonanz. Denn das DRK steht auch weiterhin im Auftrag, arbeitet in der aktuellen Situation mit Hochdruck an der Absicherung der Patientenversorgung mit lebensrettenden Blutpräparaten. Und Blutspendetermine sind in Sachsen explizit vom Versammlungsverbot ausgenommen.
Aus gutem Grund. Nach Einschätzung von Prof. Dr. med. Torsten Tonn, medizinischer Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost, ist die Versorgungslage äußerst angespannt: „Die Versorgung mit lebensrettenden Blutpräparaten ist derzeit noch auf niedrigstem Niveau gesichert, aufgrund der Infektions-Dynamik rund um die weitere Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 und die aktuelle regional unterschiedliche Einschränkung des gesamten öffentlichen Lebens kann sich dies jedoch in kurzer Zeit grundlegend ändern."
Annett Ehrlich nimmt auf einem der Stühle Platz, lässt sich von Schwester Claudia "anzapfen". Zum 35. Mal ist die Großenhainerin zum Spenden gekommen. "Ich mache das gern, weil ich helfen will", sagt sie. Auch zu dem Termin am Montag zu kommen, stellte für sie kein Problem dar. "Der Termin hat mich nicht abgeschreckt. Im Gegenteil", lacht Annett Ehrlich. Auch deswegen: Man treffe ein paar bekannte Gesichter, könne ein bissel quatschen. "Das ist doch eine schöne Ablenkung", sagt sie. Schwester Claudia pflichtet ihr bei. "Es ist ein bisschen wie Normalität", sagt sie.
Doch natürlich redet man in der Begegnungsstätte vorrangig über Corona. "Natürlich macht man sich seine Gedanken? Welche Einschnitte kommen noch? Wird es Einschränkungen bei der Arbeit geben?" Annett Ehrlich wiegt nachdenklich den Kopf. Sie schaue nur noch wenig Nachrichten im Fernsehen, gesteht sie. Corona sei heimtückisch, weil "man die Gefahr nicht sehen kann wie bei einem Brand oder Ähnlichem".
Erschüttert ist sie von den Hamsterkäufen in den Supermärkten. Bei ihrem normalen Einkauf am Sonnabend "habe ich ein paar Minuten gebraucht, um das zu realisieren". Annett Ehrlich schüttelt nachdenklich mit dem Kopf, lehnt sich dann zurück. Die eigentliche Blutspende hat nur ein paar Minuten gedauert, jetzt ist Zeit zum Ausruhen.
Inzwischen sind alle Plätze zur Spende belegt. Niemand musste nach der diesmal etwas länger dauernden Voruntersuchung wegen Corona nach Hause geschickt werden. Geduldig warten die freiwilligen Spender, bis sie endlich dran sind. Schwester Claudia und ihr Team schauen zufrieden drein.
Die DRK-Mitarbeiter wollen auch in den kommenden Wochen ihre Termine so gut wie möglich durchziehen, sofern es dafür auch Angebote von Einrichtungen gibt. Dazu Prof. Dr. med. Torsten Tonn: „Es ist wichtig, dass gerade jetzt in einer Frühphase der Epidemie verstärkt gespendet wird, wo die Durchseuchung noch auf Einzelfälle beschränkt ist, um einen Vorrat anlegen zu können, damit die Patienten weiterhin sicher mit Blutpräparaten in Therapie und Notfallversorgung behandelt werden können.“
- Spendenwillige sind gebeten, sich kurzfristig im Internet oder über die kostenfreie Hotline zu informieren, ob der in Frage kommende Termin tatsächlich stattfinden kann oder ob es Alternativen gibt: www.blutspende.de und Telefon 0800 11 94911
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