Von Bettina Schneider, Alexander Schneider, Stefan Rössel
Die Nacht des Jahreswechsels hat die Dresdner zu Zehntausenden auf die Straßen gelockt. Vom Nachmittag des Silvestertages an pilgerten sie in Richtung Theaterplatz, wo erstmals eine Bühne als Zentrum der Feiern zur Begrüßung des neuen Jahrs 2008 aufgebaut war. Robert Gössel und Kai Kochan heizten dort mit Stimmungsmusik aller Couleur von der CD ein. Kinder und Eltern tanzten auf und vor allem vor der Bühne.
Großes Gedränge auf dem Platz und an den Essen- und Getränkezelten prägte die Szenerie. Zwischendrin blieben nur kleine Inseln frei, auf denen pausenlos Feuerwerke gezündet wurden. Auf der Brühlschen Terrasse und der Augustusbrücke wurden die Stehplätze knapp. Marien-, Carola- und Albertbrücke wurden als Tribüne für den Blick auf das Zentrum wie auch als Startrampe für zusätzliche Begrüßungsraketen genutzt.
Am Blauen Wunder drängten sich Menschenmassen auf der Brücke und den Elbufern. Beethovens „Ode an die Freude“ sollte zu einem Höhenfeuerwerk auf beiden Seiten zu hören sein. Tatsächlich war die Inszenierung dem pausenlosen Krach von Böllern und Raketen hoffnungslos unterlegen. Kein Ton von der Musik war zu hören.
Auch der eigentliche Anlass der Feier ging in dem Lärm fast verloren. Weil die ständigen privaten Feuerwerke am Blauen Wunder wie auf dem Theaterplatz schon seit dem Nachmittag pausenlos gezündet wurden, gab es kein Signal für den eigentlichen Moment des Jahresbeginns. Auch die benachbarten Kirchen ließen ihre Glocken zu Mitternacht schweigen.
33 Männer der Stadtreinigung waren die ersten, die am Morgen nach der großen Sause an den Schauplatz zurückkehrten. Mit drei kleinen und fünf großen Kehrwagen sammelten sie zwischen Terrassenufer und Dr.-Külz-Ring die Hinterlassenschaften des Freudenfests ein: tonnenweise Pappreste und „Scherben über Scherben“, wie ihr Einsatzleiter Dieter Buttig berichtete. Außer am Schloßplatz und Brühlscher Terrasse wurden allerdings nur die Fahrbahnen für die Verkehrssicherheit gereinigt.
Rettungswagen fehlten
Die Feuerwehr zog am Morgen eine beunruhigende Bilanz. 224-mal wurde ein Rettungswagen benötigt, 70-mal der Notarzt alarmiert. Das war deutlich mehr als im Vorjahr (181, 61), und kurz nach Mitternacht fehlten sogar genügend Rettungswagen. Dafür wurden weniger Brände etwa von Müllbehältern gezählt. Den größten Schaden nahm ein BMW-Cabrio. Die Polizei nahm 13 Betrunkene in Gewahrsam und rückte zu 37 Schlägereien und 38 Sachbeschädigungen aus.
Kontrapunkte zum Lärm
Weit abseits von dem Trubel brachte Madlen Marschka im Diakonissenkrankenhaus um Punkt vier Uhr ihren ersten Sohn Kurt Arthur zur Welt. Er ist damit das erste Dresdner Kind des Jahres 2008. Vater Lukas Menzel war bei der Geburt dabei.
Die Dresdner Philharmonie setzte einen anderen Kontrapunkt zu den überschwänglichen Feiern auf den Straßen. Mit zwei Vorstellungen um 15 und 19 Uhr lockte sie wie schon Silvester jeweils 2400 Zuhörer zum Neujahrskonzert im Kulturpalast.