Von Catharina Karlshaus
Es ist nichts weiter zu sehen. Die Großenhainerin stellt sich extra auf die Zehenspitzen, um durch das Fleckchen unverhangene Scheibe sehen zu können. „Schade, ich hätte ja gern einmal gewusst, wie es da drin aussieht“, bekennt die 48-Jährige und kichert verlegen. Früher, als das Café noch von der Familie Pietzsch betrieben worden sei, habe sie sich dort immer mit zwei Freundinnen zum Schwatzen getroffen. „Mittlerweile sind wir ehrlich gesagt auf ein anderes in der Stadt ausgewichen. Aber wenn die neuen Eigentümer etwas Tolles draus gemacht haben, kommen wir gern wieder hierher zurück.“

Wovon sich die Großenhainerin bei allem akrobatischen Bemühen nicht überzeugen kann: Kathrin Biedermann und ihr Mann Martin Wilkinson haben tatsächlich alles dafür getan, dass sie künftig wieder am alten Platz konditern kann. Der Rohbau ist längst nahezu eingerichteten Räumen gewichen und Ende vergangener Woche wurde nun auch das Geheimnis um den eventuellen Namen des Cafés gelüftet. Groß und deutlich steht seit Freitagmittag „Boeltzig“ über der traditionell hergerichteten Eingangstür. Darunter zu sehen eine frisch gesetzte Stufe, um bequemer ins Innere gelangen zu können und die für das Café typischen blauen Fliesen. Da ihr Erhaltungszustand nicht der allerbeste gewesen ist, wurden sie extra originalgetreu in Meißen nachgefertigt. Vor den ebenfalls neu eingefassten roten Fenstern allerdings jene milchig-graue Folie, die den Passanten gegenwärtig den Blick ins Innere verwehrt. „Wir wollen unsere Gäste mit der Gestaltung überraschen. Wenn wir jetzt schon alles zeigen, dann ist die Freude zur Eröffnung nicht halb so groß“, vertröstet Kathrin Biedermann. Was die SZ jedoch an dieser Stelle schon einmal verraten darf: Die Ladentheke – sie besteht aus Marmor – befindet sich wie bei den vorhergehenden Betreibern auf der rechten Seite der Eingangstür. Für sie wurden sichtbar ebenso hochwertige Materialien verwendet, wie für den Rest des komplett umgestalteten Ensembles. Entgegen der ersten Idee, die Großenhainer mit Wiener Kaffeehauscharme für sich einzunehmen, haben sich Kathrin Biedermann und Martin Wilkinson nun für ein modernes, klassisches und edles Design entschieden. Platz nehmen können, wird der Gast demnach auf insgesamt drei verschiedenen Ebenen und in unterschiedlich angeordneten Bereichen. Leider jedoch noch nicht im Moment. Die Garderobe fehlt, außerdem Wandverkleidungen, ein paar Fliesen, die eben erst dann aufgebracht werden können, wenn der Ladenbauer seine Arbeit beendet hat. „So leid es uns tut, aber an ihm hängt die Verzögerung wirklich. Alle stehen in den Startlöchern und deshalb hoffen wir, dass er spätestens nächste Woche fertig sein wird“, sagt Kathrin Biedermann.
Wenn es wirklich so weit sein sollte, werde dann noch geputzt, eingeräumt und die letzten Dekorationen vorgenommen. Nach einer eintägigen Schulung der Mitarbeiter in die Kunst der Kaffeezubereitung – es wird auf einem der Tresen eine große italienische Maschine geben – und in die Geheimnisse der Cocktailzubereitung, könne es dann Ende endlich Juni losgehen. Zunächst von 7 bis 18 Uhr, sollten die Besucher nach mehr verlangen, so Biedermann, erweitere man gern auch bis 20 Uhr.
Mit dem Familienunternehmen Wolfgang Boeltzig wird das Café von erfahrener Hand geführt werden. Eines, das als Bäckerei mit vier Filialen in Kalkreuth, Schönfeld, Radeburg und in Ruhland ja immerhin über 35 Jahre Berufserfahrung einbringen wird. Dass mit einem gut eingespielten Team von Bäckern, Konditoren sowie Verkäuferinnen aufwarten kann und nicht zu vergessen, dem Gespür für Tradition. Geleitet von Kathrin Biedermann in dritter Generation, hat sich die Bäckerei mit ihrem Aufgebot an Torten, Kuchen und Stollen bis in die sächsische Landeshauptstadt einen Namen gemacht. Auf dem Frauenmarkt wolle man die Besucher vielfältig überraschen: mit hauseigenen Kreationen, selbst hergestelltem Eis, frischem Kaffee, leckeren Drinks und Cocktails .