Von Felix Hahn
Es ist ein Freitagnachmittag im Frühjahr. Eine junge Frau ist auf dem Weg zu ihrem Kind. Am Ende der Bahnhofstraße möchte sie auf den Fußweg ausweichen. Da passiert es: Das Vorderrad schafft es über die Bordsteinkante, doch das Hinterrad nicht. Die Frau stürzt und erleidet einen Kieferbruch. Astrid Bunge berichtete unserer Redaktion von dieser Geschichte. Für sie ist klar, dass sich hier etwas tun muss: „Die Anwohner sprechen davon, dass hier öfters Fahrradfahrer stürzen.“ Dem kann Iris Schiede nur zustimmen: „Unfälle wie dieser sind kein Einzelfall. Egal, ob Kinder oder Erwachsene, es ist schon mehrfach passiert.“ Sie muss es wissen, denn sie wohnt genau an der Gefahrenstelle.
Verständlich, dass die Radfahrer an der starkbefahrenen Stelle auf den Fußweg ausweichen wollen. Außerdem teilt sich der Verkehr an dieser Stelle, und die Autos fahren zum Einordnen sehr nahe am Straßenrand. So beobachtet Iris Schiede „immer wieder, wie Fahrradfahrern das Hinterrad wegrutscht“. Für Astrid Bunge und Iris Schiede liegt die Lösung auf der Hand. „Warum wird die Bordsteinkante nicht einfach abgeschliffen? An der Kreuzung weiter vorn wurde doch das Gleiche gemacht.“
Baulich nicht umsetzbar
Für Thomas Gockel, Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Pirna, ist das Abschleifen des Bordsteins keine Option. „Die Fahrradfahrer sollen nicht die Möglichkeit haben, auf den Fußweg auszuweichen. Laut der Straßenverkehrsordnung sind Fahrradfahrer verpflichtet, auf der Straße zu fahren.“
Baulich gibt es laut Thomas Gockel auch keine Möglichkeit, die Verkehrssituation an dieser Stelle zu ändern. „Auf der Straße ist kein Platz für einen Radweg, und der Fußweg ist dafür auch zu klein.“ Er appelliert lieber an die Vernunft der Autofahrer: „Laut der StVO sind die Autofahrer genauso verpflichtet, auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten – also auch auf Radfahrer. Dazu gehört ebenfalls, den nötigen Sicherheitsabstand zu halten.“ Die Verkehrsführung an dieser Stelle lasse ein Drängeln der Autofahrer nicht zu. „Es gibt an der Kreuzung keinen Rechtsabbiegepfeil und somit für Autofahrer keinen Grund, den Abstand zu den Radfahrern zu vernachlässigen.“
Eine Veränderung der Situation an der Einmündung der Bahnhofstraße in die Gorkistraße ist also nicht zu erwarten. Für zukünftige Unfälle hat Iris Schiede zumindest schon vorgesorgt. „In meiner Handtasche habe ich jetzt immer Handschuhe und Taschentücher – falls etwas passiert.“