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Bohrmaschine ist lauter als Musik

Noch genau ein Jahr werden die kompletten Bauarbeiten an der Ottendorfer Mittelschule dauern. Die Schule ist in die Trägerschaft des Kreises übergegangen, und der hat als neuer Träger sofort in den Plattenbau investiert.

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Von Iris Schmidt

Noch genau ein Jahr werden die kompletten Bauarbeiten an der Ottendorfer Mittelschule dauern. Die Schule ist in die Trägerschaft des Kreises übergegangen, und der hat als neuer Träger sofort in den Plattenbau investiert. Allein der erste Bauabschnitt dauert noch bis Dezember und umfasst rund 2 Millionen Euro.

Verpackt ist das Haus wie bei Christo. Im Erdgeschoss, in den Gängen zwischen den beiden Haustrakten flattern Folien, die vor allem die Durchgänge abdichten sollen. Die neuen Fenster, die zurzeit eingebaut werden, stehen schon bereit. Neben den Rahmen liegt die Spritzpistole mit dem Silikon zur Abdichtung und die Bohrmaschine für die Montage.

Bauarbeiten werden immer von Lärm und Schmutz begleitet. Zumal an der Mittelschule in Ottendorf-Okrilla die Sanierung quasi im bewohnten Zustand stattfindet. „Sooo laut sind wir doch gar nicht“, antwortet Bauarbeiter Thomas Kaulfuß auf die Frage, wie Bauarbeiten, Sanierung und Unterricht zusammenpassen. „Wir tun doch nur unsere Pflicht“, ergänzt sein „Spannemann“ Mirko Rab. Schulleiter Lothar Walther weiß, dass die Themen Lärm und Schmutz bei jeder Bauberatung auf der Tagesordnung stehen, weil er immer mit am Tisch sitzt. Mit dabei ist auch immer die Dekra, die die technische Seite begutachtet und dann die Zumutbarkeit beurteilt. Es gab bisher keine Einwände, so der Schulleiter. Ihm ist bekannt, dass sich Eltern nicht nur über die Sanierung freuen. Sie wollen für jede Unterrichtsstunde ihrer Kinder eben die besten Bedingungen.

Vorschlag: Auch in der Nacht bauen

Auch Andreas Hase, der Schulelternsprecher, wünscht sich die. Beschwerden wären bei ihm jedoch noch nicht eingegangen, auch bei seinen Mitstreitern im Rat nicht. Er könne sich vorstellen, dass an einer Schule auch die Nachtstunden für die Sanierung ausgenutzt werden sollten. „Das Modell Semperoper, wo bauen rund um die Uhr Bestandteil der Verträge war, müsste doch übertragbar sein“, argumentiert er. Das ist sein Tipp an den Träger. Die beiden Kinder der Familie Hase gehen in die fünfte und siebente Klasse in der Schule an der Radeburger Straße. Am Wochenende führte ihn ein Spaziergang zur Baustelle. „Die macht doch einen guten Eindruck“, fasst der Elternsprecher zusammen.

Hautnah erleben die Schüler der 10 b die Sanierung mit. Bei einem öffentlichen Votum, Daumen hoch oder runter für die Qualität und die Rücksicht der Bauarbeiter während der letzten Wochen, waren nur zwei von 22 jungen Leuten der Meinung, sie wären nicht in Ordnung. Die große Mehrzahl nannte sie o.k. Ein Gespräch jedoch förderte mehr Einwände zutage: „Im Musikraum kann man den Rekorder mit den Musikbeispielen teilweise nicht hören, so laut wurde gebohrt“, sagt Anne Böhme über eine Unterrichtsstunde. „Besonders wenn Arbeiten geschrieben werden, dann sind laute Bohrarbeiten belastend“, sagt Stephanie Thalheim. „Aber es gab auch in einem gewissen Rahmen Ersatzräume“, kontert Robin Jakubowski, ebenfalls aus der 10 b.

Schulleiter Lothar Walther hatte sich anfangs mit der Idee getragen, in der Außenstelle des Gymnasiums zu unterrichten. Er verwarf sie, weil das vorwiegend Nachmittagsunterricht bedeutet hätte. Das wollte er dem Kollegium und den Kindern ersparen. „Unsere Schüler haben mehr Verständnis gehabt als manche Eltern“, fasst der Direx die Diskussionen um die Sanierung der Schule zusammen. Damit meint er die Disziplin, wenn es zum Beispiel zur Hofpause hinaus geht. Bei nur einem Ausgang zum Hof, ist das ein richtiges Nadelöhr. „Aber es klappt“, so Walther weiter.

Das Landratsamt als Bauträger kennt die nicht gerade einfache Situation auf der Baustelle. „Wir versuchen, den Bau so schnell wie möglich durchzuziehen. Es wird teilweise auch am Sonnabend gearbeitet, um den Unterricht nicht zu sehr zu stören“, erklärt Robert Widera von der Pressestelle des Landratsamtes. Lärmintensive Arbeiten werden nach Möglichkeit in den Nachmittag verlegt.