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Boote fliegen übers Wasser

Seit Sonnabend ist die Talsperre um eine Attraktion reicher. Das erste Motorbootrennen seit 35 Jahren wurde gestartet.

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Von Thomas Kretschmann

Tausende Besucher waren zum ersten Motorbootrennen nach 35 Jahren gekommen. 1971 fand die Tradition der Rennen, die 1962 vom Motorsportclub Rochlitz ins Leben gerufen wurde, mit der Weltmeisterschaft vorerst ein Ende. Mit bis zu 150 Stundenkilometern flogen die Boote im Rahmen der Deutschen Meisterschaften nun wieder über das Wasser der Talsperre. Teilweise berührten sie kaum das Wasser und der Zuschauer wartete jede Sekunde darauf, dass die von einem Außenborder angetriebenen Schnellboote abheben. Doch Zwischenfälle blieben größtenteils aus.

Lediglich auf dem Wasser schwimmende Äste und anderes Treibgut bereiteten den Fahrern Probleme. „Ich habe mir den Unterboden aufgerissen, als ich beim Training über ein Stück Holz gefahren bin. Beim ersten Durchgang musste ich deshalb aussetzen, weil die reparierte Stelle erst einmal aushärten musste“, erklärte der Dessauer Andreas Lodahl, der seit vier Jahren mit dem Motorrennboot in ganz Deutschland über das Wasser fliegt.

In drei verschiedenen Klassen wurde am Sonnabend gestartet und die zahlreichen Zuschauer sahen packende Rennen. Nicht nur die Tatsache,

dass seit 35 Jahren erstmals wieder Motorrennboote über die Talsperre Kriebstein flitzten, war etwas Besonderes.

Debütantin leitet Rennen

Die Berlinerin Wenke Franke erlebte ihr Debüt als Rennleiterin. Als erste Frau in Deutschland hatte sie vor kurzem die Lizenz als Rennleiterin für Wassersport abgelegt. Die Aufregung hielt sich dennoch in Grenzen. „Ich bin von Kindheit auf bei Rennen dabei und habe schon lange der Rennleitung assistiert“, erklärte die 29-jährige Berlinerin, die bei der Zieldurchfahrt jedes Laufes die schwarz-weiß karierte Flagge schwang.

Relativ gelassen ging auch Peter Löwe ans Werk. Er balancierte am Sonnabend am Haken seines Kranes Boote im Gesamtwert von mehreren hunderttausend Euro vom Festland ins Wasser. „So etwas mache ich zum ersten Mal. Aber Kranführer bin ich schon seit über 30 Jahren. Da gibt es keine Aufregung mehr“, erklärte Löwe.

Sowohl die Rennsportler als auch die Zuschauer gingen mit zahlreichen Eindrücken und Erfahrungen nach Hause. Es herrschte die einhellige Meinung, dass die Veranstaltung keine Eintagsfliege bleiben darf. „Es ist den Rennsportlern und auch den Menschen der Region nur zu wünschen, dass die Deutschen Meisterschaften und vielleicht auch internationale Rennen wieder zum festen Bestandteil der Talsperre Kriebstein werden“, erklärte Motorrennsportlegende Klaus Driefert.

Weltmeister zu Gast

Zu DDR-Zeiten hatte er sich mit seinem Rennboot drei Mal den Europameistertitel geholt. Der Besuch an der Talsperre Kriebstein war für den mittlerweile 68-jährigen Ludwigsfelder etwas ganz Besonderes. „Hier habe ich 1965 mein erstes Rennen gefahren.“ Der Wunsch nach einer Fortsetzung, der von sehr vielen Teilnehmern und Zuschauern am Wochenende geäußert wurde, wird in Erfüllung gehen.

„Es steht schon jetzt fest, dass im kommenden Jahr erneut ein Wettkampf ausgetragen wird. Dann soll es aber über zwei Tage gehen. Das jetzt war nur erst einmal der Anfang“, erklärte Rennsekretärin Ute Egert.