Von Franz Herz
Die Gemeinde Klingenberg bleibt bei der Linie, die auch Höckendorf in den letzten Jahren vertreten hat. Der Gemeinderat hat auf seiner Sitzung am Dienstag einstimmig entschieden: Er lehnt den Bauantrag für eine Windkraftanlage westlich von Borlas ab.
Angefeuert werden Rat und Verwaltung vor allem durch die Bürgerinitiative in Borlas, die sich gegen den Bau von Windanlagen bei ihrem Dorf wenden. „Wir kämpfen seit 18 Jahren dagegen“, sagte ihre Sprecherin, Claudia Welde. Sie war mit einer Reihe von Mitstreitern zur ersten Gemeinderatssitzung gekommen, auf der über das Thema gesprochen wurde.
Die Region bei Borlas ist schon lange als möglicher Windstandort im Gespräch. Der derzeit gültige Regionalplan aus dem Jahre 2001 hat westlich von Lübau und Borlas ein Vorranggebiet für Windkraft vorgesehen. Das Gebiet heißt offiziell zwar „Lübau West“, liegt aber zum größten Teil auf Borlaser Flur. Bei Lübau, das zu Rabenau gehört, steht bereits eine Windkraftanlage. Die Borlaser waren bisher mit ihrem Kampf dagegen erfolgreich.
Doch noch ist nichts endgültig entschieden. Derzeit gibt es einen Kampf der Gutachten, in dem das Landratsamt den Schiedsrichter geben muss.
Ablehnung wegen Vogelschutz
In diesem Kampf haben die Borlaser derzeit gefiederte Unterstützung. Die Gemeinde ließ 2012 untersuchen, wie die Auswirkungen eines Windkraftwerks auf die Vogelwelt in der Umgebung wäre, wie Bürgermeister Torsten Schreckenbach (Bürger für Klingenberg) informierte. Schließlich fließt westlich von dem Windgebiet die Wilde Weißeritz und in rund einem Kilometer Entfernung beginnen die Weißeritztalhänge. Dort leben auch seltene Vogelarten. Und die Tallandschaft steht unter mehreren Aspekten unter Schutz.
Der Verein zur Bewahrung der Natur im Osterzgebirge hat seinen vogelkundigen Mitarbeiter Mario Schindler in die Region Borlas geschickt. Und der hat im Jahr 2012 mehrere geschützte Vogelarten entdeckt, darunter Uhu, Rotmilan und eine Reihe geschützter Zugvögel.
Ein Windkraftwerk mit seinem Riesenflügeln könnte den Vögeln gefährlich werden. Daher waren die Erkenntnisse des Vogelfachmanns für die Gemeinde Grund genug, den Bau abzulehnen.
Doch im Landratsamt kam der Antrag inzwischen wieder auf den Tisch und wurde neu bearbeitet. Das Windkraftunternehmen WSB ließ seinerseits die Region um Borlas untersuchen, und deren Gutachter kam zu dem Schluss, dass keine geschützten Vögel in der Nähe des geplanten Standorts bei Borlas leben.
Mit dieser Aussage konfrontierte das Landratsamt wieder die Gemeinde, ob sie angesichts dieser Aussagen ihre Ablehnung beibehält. Die Klingenberger ihrerseits baten noch einmal den Vogelkundler vom Verein für die Naturbewahrung, sie das anzusehen. Der hat nun erneut mehrere geschützte Vogelarten in der Umgebung beobachtet, wie Bürgermeister Torsten Schreckenbach (Bürger für Klingenberg) den Rat informierte.
Eine Waldohreule ist dem Fachmann begegnet, ein Rotmilan und Neuntöter. Die einen haben gebalzt, die anderen gebrütet oder sind zu ihrem Horst geflogen. Insgesamt 17 derartige Beobachtungen hat der Vogelkundler aufgelistet.
Damit haben die Klingenberger eine solide Faktengrundlage, um ihre Ablehnung aufrecht zu erhalten. Entscheidend ist, ob die untere Naturschutzbehörde im Landratsamt das jetzt auch so sieht. Die Bürgerinitiative in Borlas hofft, dass die Politik in Sachsen insgesamt einen Schwenk macht weg von der Windkraft, wie Claudia Welde sagte. Damit könnten die Borlaser auch in Zukunft den freien Blick auf ihr Dorf behalten.