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Bornaer Kalkofen wird Industriedenkmal

Einwohner und ehemalige Kalkwerker engagierensich für den Erhaltdieses Abschnittsder Dorfgeschichte.

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Von Ute Himmer

Seit geraumer Zeit spukt die Idee schon im Kopf von Thomas Fischer herum. Der Kalkofen auf dem ehemaligen Kalkwerksgelände im Bahretaler Ortsteil Borna, auf dem sich jetzt auch seine Firma befindet, könnte doch zu einem Industriedenkmal hergerichtet werden. Das wäre eine kleine touristische Attraktion. Der Gedanke begeisterte auch andere Dorfbewohner.

Weichen sind gestellt

Nun sind die ersten Schritte für die Umsetzung des Projektes gemacht, freut sich Fischer. Im März wurde zum einen die Arbeitsgruppe Kalkofen gegründet. Zum anderen gab der Bahretaler Gemeinderat in seiner März-Beratung grünes Licht, dass die Kommune den Kauf dieses Grundstücks anpackt.

„Der Kalkofen gehört zu unserer Geschichte dazu“, sagt Karin May. Sie hat sich mit der Historie näher beschäftigt. Denn sie spürte gemeinsam mit weiteren Mitstreitern für die Broschüre „Geschichte & Geschichten“, die der Förderverein Dorfentwicklung Bahretal herausgibt, schon so manche interessante Story auf. „Die Kalksteingeschichte beginnt bereits im 15.Jahrhundert“, erzählt May. „Fast jeder Bauer hatte damals einen Kalkbruch“, so Karin May weiter. Ein Teil des Kalkes wurde für den Eigenbedarf wie das Düngen der Felder genommen, der andere bis nach Pirna geschafft und von dort verschifft.

Den Kalkofen, um den es sich dreht, gibt es seit 1927. Es war der erste Ofen, mit dem die industrielle Kalkproduktion in Borna begann und das erste Kalkwerk, das an diesem Standort gebaut wurde. Das Werk gab vielen Leuten in der Region Arbeit“, sagt Fischer. „In der DDR zählte der Betrieb in Spitzenzeiten bis zu 180 Beschäftigte“, ergänzt Bernd Scholze.

Und er muss es genau wissen. Denn der ehemalige Betriebsleiter war 43 Jahre in dem Betrieb tätig. 1998 wurde die Produktion eingestellt, 2000 das Kalkwerk bis auf den Ofen abgerissen. „Die neuen Baumethoden passten nicht zu unserem Kalk“, sagt Scholze. „Denn heute wird ein Kalkgehalt zwischen 90 und 92 Prozent gefordert.“ Er sei sehr dafür, dass der Ofen erhalten wird, ist der 60-jährige Fachmann begeistert. Und er wird sein Wissen über die Technik bei der Rekonstruktion des Ofens einbringen. Zeit habe er dafür. Und er wird auch weitere ehemalige Kalkwerker ansprechen, um noch mehr Mitstreiter zu gewinnen, sagt Scholze, der den Rekonstruktionshut für den Ofen auf hat.

„So schnell wird das Projekt aber nicht fertig sein“, sagt Fischer. Der Förderverein habe einen Zeitraum von fünf Jahren angepeilt. Und einiges gäbe es auch noch zu überlegen. Denn nicht nur der Kalkofen schwebt den Machern als touristische Attraktion vor. Angedacht ist auch, in dem Schuppen, wo die Loren waren, ein Heimatmuseum mit einem Raum zu installieren, wo die Schüler Heimatkundeunterricht erhalten können. Dazu kommen Wanderwege, Parkmöglichkeiten und einiges mehr.