Von Ulrike Körber
In eleganten Hotels, in stilvoll eingerichteten teuren Wohnungen und Geschäftsräumen finden sie sich – die Lampen der Meißner Firma Meila, die seit drei Jahren im Triebischtal arbeitet. Gründer des Miniunternehmens ist Tilman Mellinghoff, ein Designer aus Mönchengladbach, der dort das Unternehmen Melco führt.
Kleben ist Kraftsport
„Ich bin mehr oder weniger durch Zufall auf Meißen gestoßen, als ich in Sachsen unterwegs war, um nach einem Produktionsstandort Ausschau zu halten“, schildert der 58-Jährige. In Leipzig schaute er sich um. Dort waren ihm die Bedingungen zu kompliziert. Nach Dresden reiste er daraufhin während seiner Suche. „Und weil ich dort kein Hotelzimmer mehr bekam, bin ich nach Meißen gefahren“, erinnert sich der Unternehmer. „Hier erlebte ich so etwas wie einen Aha-Effekt. Sofort war klar, dass das der richtige Standort für uns ist.“ Drei Gründe nennt Mellinghoff: Erstens gibt es hier eine solide Kunsthandwerker-Tradition, zweitens ist es von Meißen nah nach Leipzig, Dresden, Erfurt, nach Polen und Tschechien. Drittens wirkt der Name der Stadt bei Kunden.
Im Innovationszentrum auf der Ossietzkystraße mietete sich Mellinghoff ein, baute eine Werkstatt auf und schnappte sich die arbeitslose Anneliese Seurich, eine ehemalige Bossiererin aus der Porzellan-Manufaktur. Die Gestalterin lernte er an, faltete mit ihr gemeinsam Lampenschirme, zeigte ihr, wie sich runde, eckige, winzige Schirme mit maximal sechs Zentimeter Durchmesser und riesige von fast einem Meter Durchmesser, falten, spannen und kleben lassen. „Bloß gut, dass ich nicht täglich die großen Schirme machen muss“, sagt die Mitarbeiterin und zeigt die weit gespannten Kupferrahmen. Diese zu bearbeiten gleicht einem Krafttraining. Anneliese Seurich muss die Rahmen über Stunden auf dem ausgestreckten Arm halten, wenn sie sie beklebt. Es ist aber keine Fließbandarbeit, welche die gelernte Porzellanformerin leistet. „Eine Serie von Schirmen umfasst durchschnittlich zwei bis vier Stück. Bei zehn Stück der selben Art handelt es sich schon um einen Großauftrag“, sagt sie. Normalerweise sind es Einzelstücke, die Anneliese Seurich fertigt. „Wir produzieren nach konkreten Kundenwünschen“, sagt Mellinghoff. Eben hochwertige Schirme, die sich von Serienware unterscheiden, so der Unternehmer.
Laden wird eröffnet
Was ihm fehlt, ist jetzt nur noch die Luxus-Kundschaft in Sachsen und im Umland. Der Verkauf läuft zurzeit eher schlecht als recht. „Zwei Jahre schauen wir uns noch an, wie sich in Meißen die Geschäfte entwickeln. Nach drei Jahren müssen wir allmählich aus der Aufbauphase heraus“, sagt der Inhaber. „Ich bin aber optimistisch, dass es klappt. Es gibt doch im ganzen Umfeld hier niemanden, der Lampenschirme macht.“ Mellinghoff geht jetzt in die Offensive. Weil ihn im Triebischtal scheinbar keiner findet, will der Unternehmer auf dem Hohlweg einen Laden öffnen und die besten Stücke anbieten. „Natürlich zu Preisen, die sich im Vergleich zu Münchener oder Berliner Geschäften bescheiden ausnehmen“, sagt er. Wann der Laden öffnen soll, ist aber noch nicht klar. Bis dahin wird Anneliese Seurich weiterhin im Hintergebäude des ICM Schirme kleben und in ihrer Freizeit durch die Spielzeugläden streifen, um für die ganz kleinen Luxus-Schirmchen winzige Wäscheklammern aufzutreiben. Die braucht sie zum Leimen für die Edellämpchen, die auf bronzene, marmorne oder gläserne Füße gesetzt werden.