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Braucht Pirna ein neues Hotel?

Es kommt aufs Konzept an, ist das Fazit einer SZ-Umfrage. Denn die Auslastung in den Hotels der Stadt ist mäßig.

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Von Ellen Schaller und Marco Mach

Das geplante Einkaufszentrum auf Pirnas Scheunenhof-Areal ist umstritten. Doch wie steht es um das Hotel, das der eine der beiden Kaufinteressenten bauen will. Die Wellcome Projekt GmbH sieht vor, Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten zu verbinden. Die SZ fragte nach.

Tourismus-Kenner sind sich diesbezüglich einig: Um erfolgreich zu investieren, sollte ein neues Hotelprojekt auf eine bestimme Zielgruppe konzipiert sein. Ein „normales“ Hotel direkt im Stadtzentrum sei eher nachteilig, so Tino Richter, der Geschäftsführer vom Tourismusverband Sächsische Schweiz.

Nur 35 Prozent Auslastung

Antje Belka vom Tourist-Service Pirna kann sich als Publikum beispielsweise Sportbegeisterte wie Radfahrer vorstellen. Dies hätte auch unmittelbar Bezug zu Pirna und der Sächsischen Schweiz. Aber Belka kommentiert dazu, man müsse sich vor allem über die Zeiträume geringer Frequentierung Gedanken machen. Das Statistische Landesamt in Kamenz verzeichnete in den gewerblichen Betrieben ab neun Betten im Jahr 2006 insgesamt 38412 Übernachtungsgäste in Pirna. Dieses Jahr liege die Zahl von Januar bis August bei 24878.

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt in beiden Jahren jeweils 2,5 Tage. Hohe Auslastungen, 55 bis 70 Prozent, seien lediglich von Ostern bis Ende Herbst und im Dezember festzustellen, erklärt Belka. Die übrigen Monate weisen mit bis zu 22 Prozent Auslastung eher dürftige Zahlen auf. Daraus ergibt sich im Durchschnitt eine Auslastung von 35 Prozent.

Deutliche Skepsis geht daher auch von bereits etablierten Hotelbesitzern in Pirna aus. So sieht Klaus Riedel, Inhaber des Romantik Hotels, das Bauvorhaben eines neuen Hotels skeptisch. Seiner Ansicht nach könne man bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage gerade so existieren. Pirna käme nur zum Zug, wenn Rathen oder Wehlen ausgebucht seien. Judith Fichtner vom Hotel Bernardo Bellotto hat auch ihre Zweifel. Sie weiß, dass allein im Juli 2007 die Anzahl der Besucher rückläufig war. Trotzdem wäre sie für eine gute Idee für ein neues Pirnaer Hotel offen.

„Es kommt auf das Konzept an“, bringt es Gunter Claus vom Dehoga, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, auf den Punkt. Und damit teilt er letztlich die Ansicht der überwiegenden Zahl der Befragten.

Vier Sterne anvisiert

Aber wie sieht das Hotelkonzept konkret aus? Der Geschäftsführer von Wellcome, Karl-Heinz Eckart, berichtet, es seien 110 Doppelzimmer vorgesehen. Eine direkt eingegrenzte Zielgruppe bestünde nicht. Es sei sowohl für Businessleute als auch „normale“ Gäste gedacht. Anvisiert würden vier Sterne.

Aus architektonischer Überlegung ist, so Eckart, die oberste Etage des Centers für den Hotelbereich bestimmt. Hier sei Platz für eine großflächige Terrasse mit Grünanlagen und somit für die Erholung der Gäste geeignet. Aber auch kulturelle Veranstaltungen sollen hier ihren Raum finden. Im Ganzen kann man es als ein Wellness- und Kongresshotel bezeichnen, wie Eckart erklärt.