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Bremst der Straßenbau die Promi-Radler?

Die Tour der Hoffnung führt im August durch die Oberlausitz. Doch die Bundesstraße wird zu der Zeit gesperrt sein.

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Von Thomas Christmann

Sie fährt gerne Rad. Aber gleich einmal 89 Kilometer in die Pedale treten, ist für Adelheid Engel (parteilos) dann doch zu anstrengend. „Das würde ich konditionell nicht durchhalten“, sagt sie. Dennoch freut sich die Oderwitzer Bürgermeisterin, wenn eine Route der Tour der Hoffnung im August auch durch ihren Ort führt. Diese beginnt in Löbau, führt nach Görlitz, geht weiter über Ostritz bis nach Zittau und endet in Eibau. Dabei sind 185 Radler, aufgeteilt in ein Drittel Mediziner, Politiker und Unternehmer sowie ehemalige Sportler, aus dem gesamten Bundesgebiet. Sie fahren vom 6. bis 10. August durch Sachsen und dabei erstmals durch die Oberlausitz. Ihr Ziel: Die Radler sammeln Spenden für den Kampf gegen Krebs bei Kindern. Das sei ein schönes Ereignis, einfach mal was anderes, sagt Frau Engel.

Doch es gibt auch ein Problem: Zu der Zeit laufen gerade die Bauarbeiten an der Bundesstraße 96 im Oberdorf. Von Mitte Juni bis Ende August lässt das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) vom Abzweig nach Ruppersdorf bis zur Hauptstraße 23 auf einer Länge von etwa 700 Metern die Decke erneuern. Das kostet etwa 714 000 Euro. Für den auswärtigen Verkehr bedeuten die Arbeiten eine große Umleitung, für die Anwohner eine kleine. Die Zu- und Abfahrten zu den Grundstücken sollen ermöglicht werden, auch für die Gewerbetreibenden. Allerdings könnte die Baustelle ein Hindernis für die Radler sein, da diese zeitweise voll gesperrt ist. Mit dem Lasuv sind laut Sprecher Peter Welp dazu bislang keine Abstimmungen gelaufen. Sein Vorschlag: die Umleitungen zu nutzen. Gegebenenfalls ergebe sich auch aus untergeordneten Straßen eine bessere Radstrecke, sagt er. Christian Wirrig vom Oderwitzer Bauamt sieht eine andere Alternativroute, die er auch der Verkehrsbehörde mitteilte. Demnach könnten die Radfahrer vor der Baustelle auf die Ruppersdorfer Straße abbiegen und von dort die Ziegeleistraße weiter fahren, bis sie in Eibau wieder auf der Bundesstraße landen. Das sei die kürzeste Umleitung, sagt der Bauamtsleiter. Die Dorfstraße ist laut Wirrig hingegen ungeeignet für so eine Radtour, zu schmal und zu eng. „Es soll alles sicher sein.“ Zudem sei seine Umleitung landschaftlich auch noch schön gelegen, sagt er.

Gerhard Becker von der Tour der Hoffnung sind die Bauarbeiten bekannt. Er sieht darin kein Problem. Seit 24 Jahren ist der 67-Jährige der Organisationsleiter und hat nach eigenen Aussagen schon jeden Eventuell-Fall durchgespielt, aber auch erlebt. „Man erschrickt nicht gleich“, sagt Becker. Als pensionierter Beamter kennt er das Verfahren bei den Behörden. Baustellen kommen sozusagen immer wieder vor, bei denen dann auch schon mal die Durchfahrt ermöglicht wird. Ein Beispiel ist die Tour durch Hamburg 2008. Damals mussten die Radler über eine Brücke fahren, trotz eigentlicher Vollsperrung. Auf der einen Seite lag die Deckschicht aber schon. Dort standen nur die Baustellen-Fahrzeuge. Die fuhren die Arbeiter kurz auf die andere Seite, ließen die Radler durch und sperrten die Brücke dann wieder. Bei der Tour durch Köln vor sechs Jahren musste die Route sogar noch während der Fahrt verlegt werden, wegen eines Bombenfundes. Und 2013 in Bad Hersfeld stand den Radlern in einem Waldweg eine Schranke im Weg, deren Schloss die Polizei gewaltsam öffnen musste. „Möglich ist alles“, sagt Becker. Im Fall von Oderwitz soll die Straße während der Radtour nach seiner Information nur halbseitig gesperrt sein. Zweimal ist er die Route schon mit dem Auto abgefahren. Ende Mai ist ein Proberadeln mit dem Organisationsteam geplant. Eine Woche vor dem Start wird die Strecke auch noch mal von der Landeskradstaffel der Polizei abgefahren. Sie begleitet die Radler dann bei der Tour. Zu der fährt auch ein sogenannter Aufklärer vorneweg. Sein Zeitvorsprung: eine halbe Stunde. Man müsse mit Unvorhersehbaren rechnen, sagt der Organisationsleiter mit Blick auf Unfälle.

Zum ersten Mal nun hält die Tour der Hoffnung in der Oberlausitz. Auch Becker kannte die Gegend zuvor nicht persönlich. Doch er schwärmt davon, findet diese interessant. Die Strecke sei so gewählt, dass die Schönheiten der Städte und Dörfer zum Vorschein kämen, sagt der 67-Jährige. So werden die Radler beispielsweise anderthalb Kilometer durch Zgorzelec fahren und auf die Schokoladenseite von Görlitz schauen, wie der Organisationsleiter die Altstadtkulisse nennt. Ein tolles Ambiente bietet seiner Ansicht nach auch die Weiterfahrt auf dem Radweg entlang der Neiße. Den Baustil der Umgebindehäuser kannte Becker zuvor nicht, wie auch übrigens das sorbische Siedlungsgebiet. „Wir fahren durch historisches Geläuf“, sagt er. Und das auch noch für einen guten Zweck. Hinter der Tour steckt die Philosophie, die gesammelten Spenden in der Region einzusetzen. So kommen jedes Jahr rund 1,5 Millionen Euro zusammen. Die Tour dient dabei als wichtigstes Werbemittel.