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Brennpunkt Sechsstädteplatz soll entschärft werden

Wird das Alkoholverbot für die Görlitzer Innenstadt anerkannt, könnten sich die Probleme verlagern. Das soll verhindert werden.

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© Archivfoto: Nikolai Schmidt

Von Daniela Pfeiffer

Keine Scherben mehr von kaputten Bierflaschen, keine Pöbeleien von Betrunkenen, keine Angst mehr um die Kinder. Diese Hoffnung hatten auch Eltern, die mit ihrem Nachwuchs zum Spielen auf den Sechsstädteplatz kommen, Doch mit dem Stadtratsbeschluss, auf öffentlichen Plätzen in der Innenstadt ein Alkoholverbot zu verhängen, schwand für Anwohner des Sechsstädteplatzes die Hoffnung, dass auch bei ihnen die Probleme bald weniger werden. Denn in der geänderten Satzung werden Marien-, Demiani-, Wilhelms-, Postplatz und Elisabethstraße berücksichtigt – nicht aber andere Problemorte wie Luther- oder Sechsstädteplatz.

„Darüber sind wir enttäuscht“, sagt Daniel Breutmann von der Südstadt-Initiative, der der Sechsstädteplatz schon lange ein Dorn im Auge ist. „Es wäre doch möglich gewesen, den Platz mit in die Satzung zu nehmen.“ Aber die Stadt begründet die Auswahl der Plätze mit einer Nähe zu Schulen und deren Einzugsbereich. „In erster Linie geht es darum, Kinder und Jugendliche vor dem Missbrauch von Alkohol zu schützen“, sagt Stadtsprecherin Anett Böttger.

Doch Kinder sind auch auf dem Sechsstädteplatz. Daniel Breutmann sieht nun genau wie andere die Gefahr, dass sich die Trinkerszene zumindest teilweise hierher verlagern könnte, wenn sie in der Innenstadt nicht mehr geduldet ist. Dann könnte es noch schlimmer kommen als es ohnehin schon ist. Zum Teil trauen sich Eltern schon nicht mehr zum Spielplatz, weil sie an den Trinkern vorbei müssen. Vergangenen Sommer gab es vielfältige Beschwerden. Und es hat sich nichts verbessert. „Die Lage hat sich überhaupt nicht entspannt“, so Breutmann. „Wir wollen das Problem als Initiative deshalb wieder verstärkt angehen.“

Ein Problem, das Rathaus und Stadtrat natürlich auch längst erkannt haben. CDU-Stadtrat Matthias Urban erklärt, dass seine Fraktion dran sei. „Das Thema bleibt jetzt auf dem Tisch und wird permanent verfolgt“, sagt er. Denn an Ideen, wie die Situation verbessert werden kann, mangelt es nicht. Der Vorschlag von Bürgern, den eigentlichen Spielplatz auszudehnen, werde ernsthaft verfolgt und derzeit im Rathaus beraten, sagt Urban. Beiderseits der Straßenbahngleise könnten demnach zwei eigenständige Spielbereiche ernannt werden. Der Gehweg könnte davon ausgespart werden, damit auf den Bänken dort sich das Publikum setzen kann, das nicht auf den Spielplatz will oder gehört. Andere Bänke dagegen sollten direkt an den Spielbereichen stehen, damit klar ist, dass sie dazu gehören. Damit dürften sich Trinker hier nicht niederlassen. Denn nach der städtischen Grünanlagensatzung gilt auf Spielplätzen ohnehin Alkoholverbot.

Doch die Gedanken zum Sechsstädteplatz gehen noch weiter. Laut Urban prüfen die Stadtwerke zurzeit, wie der Platz anders ausgeleuchtet werden kann. Anett Böttger bestätigt das: „Es ist eine bessere Ausleuchtung im Gespräch, um das Sicherheitsgefühl von Passanten zu erhöhen. Eine entsprechende Beratung der Stadt mit den Stadtwerken wird derzeit vorbereitet.“ Die CDU-Fraktion drängt in dieser Frage auf schnelle Antworten. „Dazu möchten wir im nächsten Technischen Ausschuss gern etwas hören“, sagt Matthias Urban.

Auf dem Lutherplatz erscheint die Situation deutlich entspannter als auf dem Sechsstädteplatz. „Laut Anwohnern gibt es hier relativ wenig Konflikte“, sagt Urban, der auch als Mitglied im Ausschuss für Ordnung und Umwelt spricht. „Offenbar ist es doch ganz clever gewesen, hier den Spielplatz ganz unten anzusiedeln, während sich die Trinkerszene eher im oberen Bereich aufhält.“

Dass sich mit Gültigkeit des Alkoholverbots mehr Trinker hier ihren neuen Stammplatz suchen, ist aufgrund der Nähe zur Innenstadt wahrscheinlich. Doch zunächst muss das jüngst beschlossene Verbot anerkannt werden, dass den Alkoholkonsum zwischen Montag und Freitag von 7 und 18 Uhr untersagt. Böttger: „Die Verordnung tritt am Tage ihrer Bekanntmachung in Kraft. Das ist bisher nicht erfolgt.“ Denn erst muss sie der rechtlichen Prüfung standhalten. Und das wird schwer, hatten doch selbst die städtischen Juristen die Augenbrauen hochgezogen und die Verordnung für sehr wackelig erklärt.