Von Catharina Karlshaus
Viele Mütter denken mit Wehmut an diese Jahre zurück: Damals, als ihre Kinder noch klein waren, die Schule nebst Hausaufgaben, Klausuren und strengen Lehrern noch fern. Der Satz „von der schönsten Zeit im Leben, die nie wieder kommt“, ist meist krönender Abschluss im Kapitel: Erinnerungen an die Vorschulzeit.
Geht es nach Sachsens Landesvätern, soll sich diese künftig sogar um ein Jahr verkürzen. Ganz unbürokratisch. „Wir haben bereits Mädchen und Jungen bei uns gehabt, deren Eltern wir ausdrücklich empfohlen haben, sie sollen ihre Kinder früher zur Schule schicken“, weiß Gisela Berger, Leiterin des Großenhainer Chladenius-Kindergartens. Allerdings sei das nicht die Regel: „Man muss jedes Kind für sich betrachten und genau abwägen, ob es tatsächlich die Voraussetzungen mitbringt“, so Gisela Berger. Manche Eltern würden ihre Kinder überschätzen und ihnen mehr zutrauen, als sie letztlich leisten könnten. „Ein Gespräch mit der Erzieherin ist in jedem Fall hilfreich, denn sie ist den ganzen Tag mit dem Kind zusammen und hat den Vergleich zu ihren anderen Schützlingen“, empfiehlt Berger.
Auf Pauschalurteile will sich auch Barbara Zuzek nicht verlassen. Die Leiterin der Großenhainer Grundschule „Am Schacht“ hält es für abwegig, dass alle Mädchen und Jungen in der Lage sind, bereits mit fünf Jahren die Schule zu besuchen. Jedoch: „Wenn es so wie beispielsweise in Amerika eine Vorschule gebe, in der alle Kinder auf die Grundschule vorbereitet werden, wäre das eine sehr gute Sache“, sagt Zuzek. Immerhin hätten dann alle potentiellen Erstklässler die gleiche Ausgangsbasis.
Für Günter Steinigen ist ein früherer Schulbeginn durchaus denkbar. Wie der Amtsschularzt des Kreises Riesa-Großenhain jedoch betont, natürlich nur bei normal entwickelten Kindern. „Seit den 90er Jahren haben wir aber die Tendenz, dass Eltern ihre Sprösslinge lieber später als früher einschulen wollen“, gibt Steinigen zu bedenken. Dabei könnten laut obligatorischem Eignungstest in jedem Jahr gut 90 Prozent der Kinder ins Schulleben starten. Dass sich der Weg nach hinten – also Beginn der Berufsausbildung oder des Studiums – dann immer mehr verschiebe, werde von den besorgten Erwachsenen leider überhaupt nicht bedacht.
Zu den Besorgten gehört Heike Groll, Mutter einer dreijährigen Tochter. „Im Moment ist sie ohnehin noch viel zu klein. Sie kann noch nicht still sitzen, testet gern etwas Neues aus und erforscht ihre Grenzen “, so Groll. Komisch ist der Großenhainerin bei dem Gedanken zumute, ihre Kleine müsse in zwei Jahren die Schulbank drücken: „Das kann ich mir nicht vorstellen. Da werden die Kinder so früh unter Leistungsdruck gesetzt“, sagt sie.