Von Thomas Möckel
Pirna. Anfang kommender Woche steht den Bauarbeitern an der Südumfahrung eine Mammutaufgabe bevor. Zwölf bis 14 Stunden werden sie im Einsatz sein, Pausen sind rar, alles muss hintereinanderweg gehen. Im Hintergrund haben sie sogar eine Sicherheitsvariante, nichts darf schieflaufen, damit alles aus einem Guss ist.
Wahrscheinlich wird der Dienstag zum Großkampftag, dann wollen die Bauleute die Südumfahrung-Brücke über die Zehistaer Straße betonieren. Rund 900 Kubikmeter Beton werden in das Bauwerk fließen, drei Pumpen werden den Baustoff in die Form befördern. Die gesamten Arbeiten, sagt Südumfahrung-Bauleiter Ulrich Gawlas, müssen in einem Zug erledigt werden. Nichts überlässt er dabei dem Zufall. Sämtliche Pumpen sind doppelt da, falls einmal wider Erwarten Aggregate ausfallen sollten. Im Hintergrund wartet ein Ersatz-Betonmischwerk im Stand-by-Modus, sollte eine reguläre Lieferung nicht ankommen. Lange Wartezeiten darf es nicht geben, der Beton muss fließen, damit alles problemlos aneinanderhaftet. Die Brücke muss später den Dauerverkehr verkraften.
Auf zwei Widerlagern und einem Pfeiler ruht das Bauwerk. Die Widerlager links und rechts sind schon seit geraumer Zeit fertig. Sie ähneln in ihrer Form ein wenig dem Bug eines Schiffes. Der Pfeiler in der Mitte, optisch einer Sanduhr nachempfunden, entsteht jetzt bei den Brückenbauarbeiten. Er markiert zugleich die Mitte des neuen Kreisverkehrs.
Damit der Beton in Kürze fließen kann, haben die Fachleute den Brückenbau in den zurückliegenden Wochen vorbereitet. Sie errichteten zunächst ein sogenanntes Lehrgerüst, auch Traggerüst genannt. „Das ist notwendig, um die Lasten im jetzigen Zustand abzufangen“, sagt Gawlas.
Das Lehrgerüst besteht aus Stahlträgern und einer hölzernen Konstruktion. Das Holz gibt die Form der künftigen Brücke vor, die Stahlträger tragen die Last. Damit die Brücke auch in sich stabil wird, verlegten die Handwerker zudem Bewehrungseisen, die mit einbetoniert werden. Darüber hinaus durchzieht das Lehrgerüst sogenannter Spannstahl – lange, dicke glänzende Stahlseile – die nach dem Betonieren gespannt werden. Auf sie verteilt sich später die Brückenlast.
Ist der Brückenkörper betoniert, wird das Bauwerk laut Gawlas schnell ausgeschalt, das gesamte Lehrgerüst verschwindet dann wieder. Der Grund zur Eile: Die Fachleute wollen auch oben auf der Brücke rasch fertig werden – einschließlich der neuen Fahrbahn.
Ist auch dieses Werk vollendet, setzen die Handwerker auf dieser Baustelle bereits im Juli zum Endspurt an.
Unter der Brücke errichten die Fachleute im Anschluss den Kreisverkehr. Sobald der Asphalt kreisrund auf dem Baugrund ruht, wird die Zehistaer Straße an den Kreisel angebunden. Die jetzige Umleitungsschleife um die Brückenbaustelle – das sogenannte Omega – verschwindet dann wieder. Läuft alles, kann der Verkehr auf der Zehistaer Straße wohl schon Ende des Jahres über den neuen Kreisverkehr rollen.
Die Bauleute haben einen ehrgeizigen Zeitplan. Ursprünglich sollte die Brückenbaustelle an der Zehistaer Straße insgesamt erst im Mai 2019 fertig sein. Doch die Handwerker waren flotter als gedacht. „Daher haben wir uns als Ziel gesetzt, vorfristig fertig zu werden“, sagt Gawlas. Die Prämisse liegt auf der Brücke über die Zehistaer Straße sowie auf dem Kreisverkehr. Klappt alles weiter so reibungslos, sollen die Arbeiten an diesen beiden Bauwerken noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Parallel dazu entsteht derzeit ein weiterer Baustein für Pirnas künftige Südumfahrung. Fachleute bauen das Lehrgerüst für die Brücke über die Seidewitz, die unweit jener über die Zehistaer Straße stehen wird. Auch dieses Bauwerk könnte noch in diesem Jahr fertig werden, allerdings ist das noch ein wenig unsicher.
Generell kommt das flotte Bautempo der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, Bauherr der Südumfahrung, sowie dem Bauleiter entgegen. Denn die Bauleute benötigen die fertige Trasse über die beiden Brücken zunächst in eigener Sache. Der Grund: Wenige Meter nach der Brücke über die Zehistaer Straße verschwindet die Ortsumgehung-Trasse im Kohlbergtunnel. Dieser Tunnel soll ab Ende 2019 gebaut werden, damit einher gehen aber einige Schwierigkeiten. Die Spezialisten müssen sich aufwendig durch den Berg graben, aus Naturschutzgründen darf die Röhre nicht in offener Bauweise gebaut werden. Weil bei diesen Arbeiten jede Menge Abraum entsteht, will Gawlas Erdreich und Gestein dann gleich über das fertige Teilstück der Südumfahrung an der Zehistaer Straße abtransportieren lassen – einerseits, um das städtische Straßennetz nicht über Gebühr zu belasten und andererseits, um mit dem Material gleich den Damm für die weitere Strecke in Richtung Autobahnzubringer aufzuschütten.
Die 3,8 Kilometer lange Südumfahrung wird einmal vom Pirnaer Autobahnzubringer bis zur B 172 hinter dem Sonnenstein führen. Die Baukosten liegen derzeit bei 97 Millionen Euro, die Trasse soll 2022 fertig sein.