Von Rolf Hill
„Ich bin in ganz Europa unterwegs“, versichert Gerd Seidel. Der 53-Jährige weiß, wovon er spricht. Wochenlang sitzt er irgendwo zwischen Holland, Frankreich oder Griechenland „auf dem Bock“ – sprich seinem Volvo-Truck. Dieses Wochenende war eine Ausnahme. Grund dafür war das 12. Trucker- & Countrytreffen des 1995 gegründeten Niedercunnersdorfer Trucker- & Countryclubs auf dem Festplatz der Gemeinde. Da darf der zweite Vorsitzende, der von Anfang an dabei ist, natürlich nicht fehlen.
Schönes Fotomotiv
Ist es am Sonnabendvormittag noch etwas leer, so ändert sich das nachmittags schnell. Am Ende sind wie in den Jahren zuvor fast 80 dieser PS-strotzenden Gefährte beisammen. Neben den aus der Oberlausitz nicht wegzudenkenden Unternehmen wie Werner Aberschbach war auch die Bautzener Spedition Wobst vertreten. Sie kann auf eine 156-jährige Tradition verweisen. Anziehungspunkt war der Oberlausitz-Truck der Eibauer Firma Priebs. Auf Zugmaschine und Hänger finden sich Windmühle, Umgebindehaus, der Berg Oybin, das an seinem Fuße stehende Hochzeitskirchlein und anderes mehr. Natürlich reizte das als Fotomotiv, zumal man sich bei dieser Gelegenheit auch gleich ein T-Shirt davon bedrucken lassen konnte.
„Fahren, das ist mein Leben“, sagt Gerd Seidel. „Aber der Job wird immer schwerer. Das hängt nicht nur mit weiten Strecken und früher unerreichbaren Fahrzielen zusammen.“ Der Verkehr auf den Autobahnen und Fernverkehrsstraßen nimmt zu. Der Druck auf die Fahrer seitens ihrer Unternehmen auch. Also gehen manche Kollegen auf der Piste nicht gerade sanft miteinander um. Beim Überholen zum Beispiel. Hinzu kommt, dass für Bußgelder wie Geschwindigkeitsüberschreitungen usw. der zahlt, der am Steuer sitzt. Trotzdem, solange er es verkraftet, will er fahren.
Holländer sind immer da
„Den weitesten Anfahrtsweg haben immer die Holländer“, berichtet Manfred Kleinbauer, der Gründer des Clubs und seit dieser Zeit dessen Vorsitzender. „Viele der Fahrer sind aber von hier und arbeiten nur im Ausland.“ Deren Chefs hätten stets Verständnis dafür gezeigt, dass sie mit ihren Trucks an diesem Wochenende zu Hause sein wollen.
Neben Fachsimpeleien gab es noch mehr zu erleben. Für die Jüngsten erstmalig Huckauf´s Kindereisenbahn aus Markersdorf, Familien-Rundfahrten mit dem Trike, jede Menge für das leibliche Wohl und am Abend Live-Musik mit Gordon Gregg aus Braunschweig. Der meistert nicht nur die Country-Songs, sondern sitzt selbst am Steuer – sogar bis Amerika. Am Sonntag wartete nach dem Frühstück der traditionelle Trucker-Gottesdienst mit Pfarrer Hut auf die Teilnehmer. Längst hatte sich zu dieser Zeit eine große Kinderschar am Festzelt eingefunden. Sie wartete darauf, dass endlich die Oberlausitz-Rundfahrt im Konvoi beginnt und jeder von ihnen einen Platz in einem der großen Brummis erwischt. Mit der Pokalverleihung nach der Rückfahrt endete das Treffen.