Von Heike Sabel
Das ist zu hoch getippt, sagten seine Kindergärtnerin und seine Mutter und warnten ihn. Doch Bruno ließ sich bei seinem Tipp für das Spiel Deutschland gegen Brasilien nicht davon abbringen, alles auf 7:1 zu setzen. Damit stand der Junge in der Dohnaer Bummi-Kita ziemlich allein und nun steht er dank seiner Hartnäckigkeit im Mittelpunkt. So wie der Fußball seit Wochen.
Die Kinder waren von Anfang an richtig heiß auf den Fußball, sagt Leiterin Grit Jachmann. „Sie kamen in Fußball-Shirts und geschminkt.“ Also ließen sie und die Erzieherinnen sich etwas einfallen. Neben den Flaggen und entsprechender Fußball-Deko im gesamten Kindergarten gehört das Tippen der deutschen Spiele dazu. Mindestens ein Kind lag immer richtig, jedoch hat noch keines zweimal mit seinem Tipp gewonnen.
Zur Belohnung gibt es für den richtigen Tipper die Zahl der deutschen Tore in Form von Glasnuggets. Richtig Ahnung haben die Kinder freilich nicht, sagt Grit Jachmann, aber es macht ihnen Spaß, und das ist wichtig.
Bruno spielt natürlich auch gern selbst Fußball. Wenn er im September in die Schule kommt, will ihn seine Mutti beim Fußballverein anmelden, so wie seinen großen Bruder Max schon. Von der Schule ist Bruno nicht so begeistert – „Die Zuckertüte nehme ich mit, dann gehe ich wieder in den Kindergarten“ –, umso mehr vom Fußball. „Da kann er sich richtig auspowern“, sagt seine Mutter. Als Tippwunder schauen nun alle auf Bruno. Was sagt der Junge für das Finale voraus? Schließlich lag er beim letzten Spiel genauer als tierische und sonstige Orakel. Am liebsten würde Bruno ja für das entscheidende Spiel gegen Argentinien am Sonntag 8:0 tippen, wegen der Glasnuggets. Aber da hat er sich dann doch von seiner Mutter überzeugen lassen, dass das wohl sehr unwahrscheinlich ist und nichts bringt. Also lieber 3:1, wären ja immerhin auch noch drei Nuggets für seine Sammlung. Die sind nämlich die eigentliche Motivation für Brunos großzügige Tipps. Ein 1:0 bringt den Deutschen am Sonntag zwar den Weltmeistertitel, für Bruno aber wäre es nur ein einziger Glasstein. Also dann 3:1, das ist schließlich auch für den Zuschauer interessanter. Grit Jachmann ist jetzt auch gespannt, wie sich das hauseigene Orakel bewährt …