Von G. Schrul, J. Joó, H. Wendt
Gefragter Schwedentrunk
Ute Harpel kennt sich aus mit Elixieren und Tinkturen, mit Salben und Ölen. Fast nichts, was im Wald, auf Wiesen und im eigenen Garten in Pirna-Oberposta blüht und Früchte oder Samen trägt, ist vor ihr sicher. Das meiste lässt sich verarbeiten. Wer Ute Harpel als Kräuterhexe bezeichnet, dem ist sie nicht böse. Sie gibt gern Tipps aus der Kräuterküche – wie erst kürzlich zur Pirnaer Hofnacht – an Neugierige weiter. Ihr grüner „Schwedentrunk“ aus Waldmeistersirup, trockenem Landwein, Limetten- und Kiwischeiben, gemixt mit einem Schluck trockenem Prosecco, ging „weg wie nichts“. Und selbst eine gestandene Kräuterhexe wie Ute Harpel macht immer wieder auch neue Erfahrungen. Erst kürzlich hat sie im Kräutergarten einer Baumschule bei Freital eine Pflanze entdeckt, die sie noch nicht kannte. Es handelte sich um Zitronenverbene. „Sie riecht noch aromatischer als Zitronenmelisse. Schade, dass ich nur einen Topf mitgenommen habe“, sagt sie.
Schnelle Hilfe
Ihr Interesse für Tee und Heilkräuter hat Margitta Pavlicek in Hohnstein zum Beruf gemacht: Die 53-Jährige betreibt einen Laden, in dem sie Tee, aber auch selbst zubereitete Kräuter anbietet. „Eine Schulung für frei verkäufliche Arzneimittel gehörte natürlich dazu, damit ich das überhaupt darf“, sagt sie. Und hat die Erfahrung gemacht, dass die Kräuterkundler gern aus dem Nähkästchen plaudern. Kürzlich war sie mit Gleichgesinnten in Thüringen auf den Pfaden der „Buckelapotheker“ unterwegs. Dass diese Bezeichnung einen realen Hintergrund hat, konnte sie vor kurzem beweisen. Ein Motorradfahrer bat sie auf der Suche nach einer Apotheke um Hilfe, denn ein Wespenstich im Gesicht war schmerzhaft angeschwollen. Das Kräuterwissen von Margitta Pavlicek wurde zu Rate gezogen. Mit zerriebenem Spitzwegerich war dem Mann schnell geholfen. „Die Sache mit dem Spitzwegerich sollte eigentlich jeder Lehrer oder jede Kindergärtnerin wissen, wenn sie mit den Kindern unterwegs sind“, sagt sie.
Ihr Kräutergarten wächst in einer platzsparenden Kräuterspirale: Dort wachsen Pflanzen, die es nass lieben. Nach oben hin wird es dann trockener. Melisse, Majoran, Waldmeister und auch Estragon gedeihen hier. Regelmäßig führt sie Kräuterwanderungen rund um Hohnstein durch.
Das Unkraut aufessen
Was viele Gartenbesitzer als Unkraut abtun, ist für Petra Keller-Hering aus Kleingießhübel für Tees, Essenzen und frische Salate nütze. „Über Giersch schimpft zum Beispiel fast jeder, dabei lassen sich daraus leckere Gerichte zaubern“, verrät die Kräuterfee. Zusammen mit gehackten Brennnesselblättern und in Zwiebel angedünstet eignet sich die Masse perfekt als Füllung für eine Lasagne. Am liebsten probiert sich die Inhaberin eines Kräuterladens jedoch in Tees aus. „Bei Verdauungsbeschwerden hilft ein Aufguss aus Basilikumblättern“, rät sie. Eine Handvoll frisch gepflückter Blätter des Gewürzes wird dazu mit sprudelndem Wasser überbrüht. Wer es mag, gibt noch eine Prise Zimt hinzu. Der große Favorit unter ihren Rezepten ist der Entschlackungstee mit zehn verschiedenen Kräutern. Alles, was man dazu braucht, wächst wild und wird nicht selten als Unkraut tituliert. In den Aufguss kommen Schafgarbe, Ringelblume, Frauenmantel, Stiefmütterchen, Ginkgo, Johanniskraut, Löwenzahn, Birkenblätter, Brennnessel und Spitzwegerich.
Im eigenen Kräutergarten hat sie einiges mehr angebaut. Neben Zitronenmelisse, Pfefferminze, Thymian, Estragon und Oregano wachsen dort auch wilde Malve und essbarer Eibisch. Selbst Studentenblumen eignen sich für die Kräuterwerkstatt. Dafür gibt es spezielle Sorten. „Die Gewürztagetes sehen etwas anders aus als die Sorten, die häufig in Rabatten zu finden sind. Sie haben ungefüllte Blüten und sind geruchlos“, erklärt sie.