SZ +
Merken

Bürger fordern besseren Hochwasserschutz

Dreieinhalb Stunden brauchte die Feuerwehr am Wochenende, um den Keller der Familie Nützsche leer zu pumpen. Zwei Nachbarn ging es genauso. Läuft der Hustegraben, der durch den Tierpark führt, über und droht, die Anlage zu überfluten, wird in der Regel das zweite Wehr gezogen.

Teilen
Folgen

Von Ingolf Reinsch

Dreieinhalb Stunden brauchte die Feuerwehr am Wochenende, um den Keller der Familie Nützsche leer zu pumpen. Zwei Nachbarn ging es genauso. Läuft der Hustegraben, der durch den Tierpark führt, über und droht, die Anlage zu überfluten, wird in der Regel das zweite Wehr gezogen. Die Folge: Ein Großteil der Wassermassen ergießt sich in die Keller. Jutta Nützsche: „Wir sind vor zehn Jahren in dieses Haus gezogen. Seitdem hatten wir jedes Jahr Wasser im Keller.“ Diesmal stand es 85 Zentimeter hoch. Es kommt mit einem Mal durch die anderthalb Meter dicken Wände und den Fußboden.

Vorschlag: Rückhaltebecken

Die Bischofswerdaerin, selbst für den Tierpark ehrenamtlich engagiert, sagt, sie habe Verständnis, dass die Tiere und die Anlage geschützt werden müssen. Zudem attestiert sie dem Oberbürgermeister, sich dem Problem anzunehmen. So veranlasste die Stadt eine Kanalbefahrung – ein Leck konnte dabei nicht festgestellt werden. „Wir brauchen ein Hochwasserschutzkonzept, das gleichermaßen den Tierpark und die Anwohner schützt“, sagen Familie Nützsche und ihre Nachbarn. Mit diesem Ziel haben sie sich bereits zu einer „Bürgergemeinschaft Hustegraben“ zusammengeschlossen. Hochwasserschutz für den Bach beginne nicht erst im Tierpark, sondern schon vor den Toren der Stadt. Die Bürger schlagen zum Beispiel vor, an der Alten Ziegelei zwischen Grüneck und Rammenauer Weg ein Rückhaltebecken zu bauen.

Hätten sich Stadt und Feuerwehr am Sonnabend nicht entschlossen, das zweite Wehr zu ziehen, wären nicht nur der Tierpark, sondern auch große Teile der Dresdener Straße überflutet worden, hieß es gestern auf Anfrage in der Stadtverwaltung. Die Leitung des Tierparkes sieht sich in einer Zwickmühle: „Die einen fordern, das Wehr nicht zu ziehen. Für Kleingärtner und Garagenbesitzer auf der anderen Seite des Tierparkes hätte das Wehr dagegen schon viel eher gezogen werden sollen“, sagt Tierparkleiterin Silvia Berger.

Die Stadt errichtete bereits einen Überlauf am Tierpark, der das Wasser aus dem Hustegraben in einen Kanal leiten soll, sagt Bauamtsleiterin Erika Lehmann. Dieser führt unter der Dresdener Straße und dem Stadtbad direkt in die Wesenitz. Als Nächstes plant die Stadt, das Abflussrohr zu erneuern und zu vergrößern. Möglich werden die Tiefbauarbeiten aber erst, wenn die Stadt Eigentümer des benachbarten Grundstückes ist und den darauf stehenden Schuppen abreißen kann. Die Stadt will das hintere Areal des Grundstückes Dresdener Straße 34 für den Tierpark kaufen; Stadt und jetziger Eigentümer sind sich einig.

Ob ein größeres Abflussrohr für dauerhaften Hochwasserschutz ausreicht? Die Anwohner sind skeptsich. Jutta Nützsche: „Warum braucht der Tierpark einen neuen Eingang? Mit wirksamem Schutz vor Hochwasser wäre den Tieren viel mehr geholfen.“ Hier über Prioritäten nachzudenken und sie eventuell neu festzulegen, ist eine Aufgabe für den Stadtrat.