Von Katja Schäfer
Am See steht ein gemütliches Gasthaus. Eine Hammerschmiede gibt es, einen Bahnhof, eine Burg . . . Ein Wasserfall plätschert. Aus Schornsteinen steigt Rauch. – Es ist ein idyllisches Dorf, das da in Rodewitz direkt vor Dietmar Sußigs Fenstern liegt. Und stolz kann der Kirschauer Bürgermeister von sich behaupten, es ganz allein zu errichten. Planung, Entwurf, Bauausführung, Landschaftsgestaltung – alles liegt in seiner Hand. Denn es handelt sich um eine Welt im Kleinformat, im Maßstab 1 : 22,5. Den Ausgangspunkt bildet eine Garten-Eisenbahn, die Dietmar Sußig durch sein Grundstück rattern lässt. Die hat er fertig gekauft, alles andere ist Eigenbau. Zuerst entstand ein Umgebindehaus. Dafür hat sich der Kirschauer eine Bauernwirtschaft im Ortsteil Rodewitz zum Vorbild genommen. Ohnehin baut er am liebsten Originalgebäude nach. So sind in seiner Werkstatt schon das architektonisch interessante Postgebäude seines Ortes, aber auch die nicht weniger reizvolle Kirche als Modell entstanden. Letzteres ist übrigens im Burgmuseum zu bewundern. Der Clou daran: Die Turmuhr geht sogar richtig!
Das Basteln und vor allem der Modellbau faszinieren Dietmar Sußig seit seiner Jugend. „Ich bin halt ein Handwerker“, sagt er. Dieses Hobby ist für ihn ein idealer Ausgleich zum Bürgermeister-Job. „Dabei kann man auf eine Art prima abschalten, aber sich zugleich in Gedanken mit dem einen oder anderen Problem auseinander setzen, Dinge abwägen, Entscheidungen treffen. Beim Lesen ist das nicht möglich.“
Als Material für seine wetterfesten Gebäude verwendet der Bastler Vorbauwände für Nassräume. „Die Platten gibt es in verschiedenen Stärken im Baumarkt. Man kann sie sägen, fräsen, kleben“, beschreibt er und fügt an: „Ich kaufe kein fertiges Modellbauzubehör, sondern mache alles selbst, zum Beispiel auch die Fenster. Das ist der Reiz daran.“ Obendrein „muss sich alles bewegen“. Türen lassen sich öffnen, und an vielen Stellen wird deutlich, dass der Bürgermeister gelernter Elektriker ist. Zeit zum Basteln nimmt sich Dietmar Sußig fast jedes Wochenende. „Wenn ich erst mal anfange, komme ich nicht mehr weg“, gesteht er schmunzelnd und verrät seine Vision: „Mein Ziel ist es, eine große Landschaft zu gestalten, die öffentlich zu besichtigen ist. Sie könnte eine weitere Besucher-Attraktion in unserer Gegend darstellen.“ Vorerst profitieren vor allem die Enkel von den Baukünsten. Sie dürfen mit den Modellen spielen.