Von Katja Solbrig
Während seit einer Woche die Nation Anteil an des Bundeskanzlers Ferienplänen nimmt, scheren sich die Reiselustigen im Landkreis nicht um politische Korrektheit. Wenn sie in die Ferne ziehen, zählt für die meisten: So viel Strand und Sonne wie möglich für so wenig Geld wie dafür nötig.
Der Ballermann zieht nicht mehr so stark
Bulgarien ist der große Renner, in den Meißner Reisebüros genauso wie in Radebeul, Coswig oder Nossen. Hier stimme das Angebot mit den einzukalkulierenden Nebenkosten in diesem Jahr am besten überein, schätzen die Reiseberater ein. Dicht auf Bulgariens Fersen liegt Kroatien. An dritter Stelle folgt der Mittelmeerraum.
Der große Rest der Urlaubsziele ist quer verteilt in Deutschland und Europa. „Diesen Mallorca-Trend wie noch vor ein paar Jahren gibt es nicht mehr“, glaubt Brigitte Bretschneider-Halbach vom Reiseeck Meißen. Der Ballermann ordnet sich nun genau so im vorderen Mittelfeld ein wie die Türkei, Griechenland oder Spanien.
„Etwas auf der Strecke geblieben sind die Fernreisen“, sagt sie. Noch 2002 waren zum Beispiel die Dominikanische Republik oder Kuba beliebte Reiseziele. Das liebe, knappe Geld sei dabei nur ein Grund für die Zurückhaltung bei weiten Strecken. Die Reiseexpertin vermutet, dass das größte Fernweh vielleicht schon befriedigt sein könnte. Schließlich werden Sonnenhungrige an den Stränden Europas genauso braun wie auf mittelamerikanischem Sand, der tausende Flugmeilen entfernt ist.
Die Kurzentschlossenen mit einem finanziell knapp bemessenen Reisebeutelchen finden kaum noch billige Reiseziele. „Für die Türkei lohnt sich das noch“, sagt Anja Trandorf von Reiseland Meißen. Dafür kann sie Reisen in fast alle Himmelsrichtungen anbieten. Zwar steigen die Urlauber wieder gern ins Flugzeug, fliegen aber nicht mehr überall hin. „Um Israel und Jordanien machen die Leute einen großen Bogen, das ist zu unsicher“, sagt sie.
Einen beinahe exotisch anmutenden Favoriten gibt es im Reisebüro Wintraken in Radebeul: Erstaunlich viele Kunden interessieren sich für Irland. Auch nach Korsika und anderen Mittelmeerinseln wird Wintraken-Mitarbeiterin Ingrid Zobelt immer wieder gefragt. Ihr Geheimtipp: „Flusskreuzfahrten. Das ist die Alternative zu klassischen Kreuzfahrten, mit dem Ufer in Sichtweite.“ Und sie weiß aus eigener Erfahrung: „Wer einmal eine Kreuzfahrt mitgemacht hat, ist zu 99 Prozent angesteckt.“
Mit Flugzeug oder Auto – oder auf dem Balkon
Viele Familien vermutet Angelika Bartkowski von Reisen & Freizeit Coswig in diesem Jahr auf Balkonien. Eine Frage des Geldes. Ihre Kollegin Marlies Rupprecht vom Nossener Reisebüro Rupprecht bestätigt: „Reisen sind nicht mehr so billig zu haben. Vor ein paar Jahren gab es noch eine Woche für 300 Mark. Heute sind es tatsächlich 300 Euro für die gleiche Zeit.“
Es muss nicht immer das Flugzeug sein, das zum Hotel führt. Die Elbländer steigen auch ins Auto. Mit dem fahren sie nach Bayern und Österreich oder Skandinavien. Auch Italien ist bei Pkw-Reisenden beliebt. Marlies Rupprecht stimmt mit ihren Kollegen im Landkreis überein: „Diesen Firlefanz der Politiker mit Italien hat keinen von unseren Kunden interessiert.“