Von Sebastian Münster
Viel bewegt sich im Materiallager Zeithain. Bereits seit September 2014 finden Umbauarbeiten auf dem Gelände statt. Insgesamt werden acht Gebäude und ein Sportplatz abgerissen. Die Narben sind dem 87 Hektar großen Gelände bereits jetzt anzusehen. Sandige, gähnend leere Brachflächen sind nun dort zu finden, wo vorher Truppenunterkünfte für bis zu 1200 Soldaten gestanden haben. Sie wurden abgerissen, denn die Bundeswehr baut um in Zeithain. Eine weitere Unterkunft, die derzeit leer steht, wird bis Ende kommenden Jahres noch weichen müssen. Die 119 zivilen Mitarbeiter und vier Soldaten der Führungsebene, die hier stationiert sind, brauchen das Gebäude nicht mehr.

Mehr Lagerfläche und neue Technik
Doch die Streitkräfte haben große Pläne mit Zeithain: Das Logistikkommando der Bundeswehr teilt die Kompetenzen innerhalb Deutschlands neu auf. Die Umstrukturierungen beginnen am ersten Oktober dieses Jahres. Bis Ende 2018 soll es deutschlandweit noch vier Bundeswehrdepots und vier Munitionsversorgungszentren mit jeweils unterstellten Lagereinrichtungen in Deutschland geben. „Das Materiallager Zeithain wird deshalb ab dem ersten April 2016 dem Bundeswehrdepot Ost in Utzedel zugeordnet“, erklärt Oberstleutnant Wolfgang Möllenbrink. Bisher war das Materiallager dem Bundeswehrstandort in Waren/Müritz unterstellt. Der Leiter der Betriebsführung im Bereich „ortsfeste logistische Einrichtung“ war am Mittwoch wegen der geplanten Umstrukturierung in Zeithain zu Besuch.
Künftig wird der Standort an Bedeutung gewinnen und neue Aufgaben übernehmen. Für den „Eagle V“, ein leicht gepanzertes Fahrzeug des Schweizer Herstellers Mowag, findet hier die sogenannte Industrieübernahme statt. „Das heißt, dass die nagelneuen Fahrzeuge auf Herz und Nieren geprüft und ausgerüstet werden, bevor sie den Dienststellen in Deutschland übergeben werden“, sagt Oberstabsfeldwebel Maik Werner, der das Materiallager Zeithain seit Mai 2010 leitet.
Die Streitkräfte werden außerdem 6 000 Quadratmeter zusätzlichen Lagerplatz für Container in Zeithain schaffen. Künftig sollen nicht nur 20-Fuß-Container, sondern auch 40-Fuß-Container hier gelagert werden. „Der Portalkran muss deshalb umgebaut werden und wird künftig fernsteuerbar sein“, sagt Werner. Im Materialdepot wird außerdem einer von drei Pools für Transport- und Lagerhilfsmittel eingerichtet. Das heißt konkret, die Bundeswehr wird hier Dinge wie Paletten und Kisten einlagern. Der Bundeswehrstandort am Rande der Gohrischheide ist Dreh- und Angelpunkt für die Rückverlegung der Ausrüstung, die aus dem Bundeswehreinsatz in Afghanistan zurückkehrt. Fahrzeuge des Typs „Boxer“ werden hier gesäubert, getestet, eventuell aufgerüstet und anschließend weiter verteilt. Zwei Waschanlagen sollen dafür neu gebaut werden – eine für komplette Fahrzeuge, eine für Bauteile.
Der Neubau eines Reifenlagers, hauptsächlich für Flugzeugbereifung, ist ebenfalls geplant und bewilligt, berichtet Werner. Die Ausschreibungen für sämtliche Bauarbeiten laufen und sollen bis Ende 2017 abgeschlossen sein.
Weil das Materiallager unmittelbar neben einem Trinkwasserschutzgebiet gelegen ist, ist Abwasser hier ein besonders sensibles Thema. Das Regenwasser wird künftig in entsprechende Sickergruben fließen und nicht, wie bisher, in das veraltete Abwasserkanalsystem. Bereits seit Ende Mai wird die Kanalisation am Standort saniert. Die vorhandenen Anlagen sind marode und außerdem für die ständige Benutzung durch Hunderte Menschen ausgelegt. Da heute deutlich weniger Personen vor Ort sind, sind die Rohre ständig trocken und drohen zu verstopfen.
Insgesamt wird die Bundeswehr in den kommenden Jahren bis zu 60 Millionen Euro in den Standort investieren. „Zeithain ist struktursicher“, sichert der Oberstabsfeldwebel zu. Der Standort ist und bleibt das drittgrößte Materiallager der Bundeswehr in Deutschland nach Heesedorf, einem Stadtteil der niedersächsischen Kleinstadt Bremervörde, und Darmstadt. Von hier geht Ausrüstung über weitere Bundeswehrstationen hinaus in alle Welt: an die ISAF-Truppen in Afghanistan, an die übrigen Truppen auf dem Balkan, zum Bundeswehreinsatz in Mali oder auch an die kurdischen Peschmerga-Kämpfer, die im Irak gegen den Islamischen Staat kämpfen.
All die Investitionen bedeuten natürlich auch, dass Maik Werner am Standort künftig mehr Mitarbeiter brauchen wird. „Wir stellen zum ersten April 2016 insgesamt 20 zivile Mitarbeiter zusätzlich ein“, so der Leiter des Materiallagers. Gebraucht werden vor allem Mitarbeiter, die Helfertätigkeiten in der Lagerarbeit übernehmen. Auch das Truppenkontingent wird aufgestockt: Insgesamt sieben statt wie bisher vier Soldaten werden in Zeithain stationiert sein.