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Bunte Blicke durch die Türen der Schminke-Villa

Am Montag beginnt im Löbauer Haus Schminke die große Festwoche zum 70-jährigen Bestehen. Auch zwei der drei noch lebenden Kinder der Familie Schminke werden extra anreisen und von ihrer Zeit in Löbau erzählen.

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Von Daniela Pfeiffer

Ein modernes Haus sollte es werden, für ein Elternpaar, vier Kinder und gelegentlich ein paar Gäste. Es sollte praktisch sein, einen freien Blick nach Norden, aber auch Südsonne haben. Das waren die Forderungen des Fabrikanten Fritz Schminke für sein Einfamilienhaus in Löbau. Der revolutionäre Architekt Hans Scharoun baute ihm dieses Haus, das in seiner Form an ein Schiff erinnerte. Am 31. Mai 1933 zog die sechsköpfige Familie Schminke samt Hausmädchen ein.

Hans Scharoun wurde ein guter Freund der Familie Schminke, die in Löbau die Anker-Nudelfabrik besaß. Er kam oft zu Besuch, und vor allem die vier Kinder liebten ihn, denn er hatte die Schminke-Villa besonders kinderfreundlich gebaut. „Die Schlafzimmer der Kinder waren kleine Kajüten und wirklich nur zum Schlafen“, erzählt Petra Lange, die Geschäftsführerin des „Haus Schminke“-Vereins. „Der Spielbereich war unten, immer in der Nähe der Eltern.“ In die Türen hatte Hans Scharoun bunte, runde Scheiben einsetzen lassen. „Diese verzauberte, farbige Welt hat mich sehr beeindruckt. Ich lief immer von Tür zu Tür und schaute hindurch“, erinnert sich die jüngste Tochter Helga in dem Buch „Haus Schminke“.

1945 beschlagnahmte die Rote Armee ein Jahr lang die Schminke-Villa. „Die ausgebesserte Tür in meinem Büro zeugt noch heute davon. Die hatten die Russen damals eingetreten“, sagt Petra Lange. Fritz Schminke galt nach 1945 als Kriegsverbrecher, weil er die deutschen Soldaten mit Nudeln versorgt hatte. 1950 floh er in den Westen. Seine Frau bekam das Haus 1946 zurück und richtete ein Erholungsheim für bombengeschädigte Kinder ein. 1951 zogen Charlotte und die Kinder zu Fritz Schminke nach Celle.

Ihr Haus wurde zunächst FDJ-Klubhaus. Die meisten Löbauer werden die Schminke-Villa aber als Kreispionierhaus kennen, das sie 30 Jahre lang war. Auch Petra Lange war als Pionier manchmal im Haus Schminke. „Das war immer etwas ganz Besonderes“, erinnert sie sich.

Zu DDR-Zeiten sei das Haus innen aber nicht so reizvoll gewesen wie heute. Alles war voll gestellt und die Fenster waren mit dunklen Vorhängen zugehangen. Heute sind die Räume offen und frei. Die denkmalgeschützte Villa gehört der Stadt Löbau. Geführt wird sie vom Verein „Haus Schminke“. Von 1999 bis 2000 wurde sie umfassend saniert. Neben unzähligen Kindern sind heute der Schachverein, eine Tanzgruppe, eine Krabbelgruppe, der Seniorenverein und mehrere Selbsthilfegruppen wöchentlich im Haus zu Gast. Zur Festwoche hat der Verein viele Gäste eingeladen. Der am weitesten entfernte reist extra aus Namibia an: die älteste Schminke-Tochter Getraude.

Der Verein „Haus Schminke“ ist in einer schwierigen Lage. Jede Spende trägt zum Fortbestand des Hauses bei. Spendenkto: 30 00 04 07 13, BLZ: 85 55 02 00 bei der Kreissparkasse Löbau-Zittau.