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Bunte Blümchen gab es hier nie

Restauratoren stellen die barocke Stuckdecke wieder her – in dezentem Mintgrün.

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Von Birgit Ulbricht

Sie sind die Knopfloch-Operateure unter den Restauratoren. Andreas und Ute Schulz aus Jamlitz könnten die schwammgeschädigten Deckenbalken natürlich komplett herausnehmen und ersetzen. Doch damit wäre die historische Stuckdecke darunter auch mit weg. Genau das wollen die Restauratoren in Schönfeld aber vermeiden. Schließlich ist die Stuckdecke im Porzellanzimmer die einzige im ganzen Schloss und die typische Formung soll so erhalten bleiben. Also operieren die Restauratoren lieber von oben in der Balkendecke, wie der Chirurg mit der Sonde. Von unten muss Punkt für Punkt genau abgestützt sein, damit der empfindliche Stuck nirgendwo wegbricht und nichts durchbricht. Das wird eine ganz schöne Friemelei, sagt Ute Schulz. Maximal Balkenstücke von einem bis 1,50 Meter werden ausgetauscht. Verwendet wird klassisch Kiefer. Das Holz dafür kommt aus alten Bauernwäldern im Spreewald, kein einziger Stamm wurde geharzt, alle sind ihre Zeit gewachsen.

Eine echte Überraschung

Auch der Stuck im Porzellanzimmer wird anschließend restauriert, er wird gesäubert und bekommt seine typische Farbgebung zurück. Die war nämlich keineswegs so blümchenfarben, wie heute die Bordüre noch daherkommt. Diese Sommerfarben waren vielmehr das Ergebnis einer kindgerechten Übermalung in den 1970er Jahren, denn hier befand sich früher der Hort. Was heute undenkbar scheint, wo Ämter lange abwägen, hat man zu DDR-Zeiten einfach den Pinsel genommen und los ging`s. Lange hatte Schulzes nach dem richtigen Ton gesucht.

Das blasse Mintgrün war dann allerdings doch eine echte Überraschung. Der Pastellton ist zwar typisch für die Zeit des Neorokoko, und genau in diesem Stil ist das Porzellanzimmer auf Schloss Schönfeld auch gehalten. Dennoch waren die Restauratoren verblüfft, als sie im sonst dunkel und kräftig gehaltenen Schloss solche hingehauchten Nuancen entdeckten. Die ursprüngliche Wandfarbe soll nun freigelegt oder ergänzt werden. Als der Verein 2012 bekanntgab, dass ab nächstem Jahr das Porzellan der Schlossherrin Gabriele von Burgk restauriert werden soll, gab es übrigens eine weitere Überraschung. Ein früherer Schönfelder meldete sich und brachte einen Uhrenkasten mit Schildpattbemalung und Messingauflegern, der Anfang des 19. Jahrhunderts eben in diesem Damensalon gestanden haben soll. Leider ohne die Uhr selbst. Dass wieder Porzellan in dem bezaubernden Kabinett stehen soll, ist dagegen ausgemachte Sache. Ein früherer Designer der Dresdner Manufaktur, die in Freital produzierte, wird eine Ausstellung arrangieren. Er wird Schloss Schönfeld wahrscheinlich im September besuchen und erste Gespräche mit dem Förderverein und den Restauratoren führen. Doch zunächst muss wenigstens eine Anmutung des Raums zu sehen sein, wie er am Ende aussehen soll.

Gearbeitet haben die beiden bereits im Luther-Geburtshaus in Eisleben oder an der Stuckdecke von Schloss Großrietz. Am 1. Juli geht es in Schönfeld los. Das Geld dafür ist übrigens aus dem Denkmalpflegeprogramm der Bundesrepublik gekommen. 39 000 Euro, für die sich Verteidigungsminister Thomas de Maizière eingesetzt hatte. Der Förderverein ist dem Minister, der im Landkreis Meißen seinen Wahlkreis hat, dafür dankbar – Kritik wegen verschwendeter Millionen für das Projekt Euro-Hawk wird man hier nicht hören.

Der Gesamtwert der Sanierung beläuft sich auf 78 000 Euro, von denen der Förderverein die Hälfte aus eigenen Rücklagen und aus Spenden aufbringt. Die Spender möchten mit Ausnahme der Sparkassenstiftung nicht genannt werden. Schloss Schönfeld hat eben auch stille Verehrer.