Von Jörg Mosch
Was bringt es für die Leute ohne Auto, wenn die Landkreise Riesa-Großenhain und Meißen im übernächsten Jahr zu einem werden? Unter der Fahrgästen ist die Meinung geteilt. Heinz Reidner aus Großenhain ist optimistisch. „Vielleicht muss man dann nicht mehr so oft umsteigen“, hofft er.
Wesentlich kritischer sieht Marianne Kurze aus Meißen der Veränderung entgegen. „Die Kreisfusion wird doch nur gemacht um einzusparen“, findet die Rentnerin. „Am Ende trifft das auch die Busunternehmen, und das geht dann zu Lasten der Fahrgäste.“
„Die Möglichkeiten, im öffentlichen Personennahverkehr einzusparen, sind in den vergangenen Jahren systematisch ausgereizt worden“, sagt Wolfgang Lukas, Geschäftsführer der Kreisverkehrsgesellschaft Riesa-Großenhain (KVRG). Und sein Amtsbruder Rolf Baum von der Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) ergänzt: „Alles weitere geht zu Lasten der Linien und der Taktzeiten.“
Ebenso einig sind sich die beiden Geschäftsführer in Sachen Unternehmensfusion. „Ohne der Politik vorzugreifen – etwas kaputt zu machen, das gut funktioniert, widerstrebt doch jedem“, sagt Lukas. Außerdem wäre es schon wegen der unterschiedlichen Unternehmensstruktur nicht ganz einfach, KVRG und VGM in einen Topf zu werfen. Die VGM gehört zu knapp drei Vierteln den Dresdner Verkehrsbetrieben. Der Landkreis Meißen hält nur eine Sperrminorität von 25,1 Prozent der Anteile. Die Gesellschaft hat 70 eigene Busse. Die Mehrheit der 130 Busfahrer hat einen Arbeitsvertrag mit der VGM. Fünf kleinere Busunternehmen fungieren als Subunternehmer der Gesellschaft. Das heißt, sie sind nicht Inhaber der Linienkonzessionen.
Andere Struktur
Gänzlich anders ist die Struktur bei der KVRG. Hier hält der Landkreis 51 Prozent der Anteile, die übrigen 49 teilen sich sieben Busunternehmen, an die zugleich die Linienkonzessionen vergeben sind. Sie allein stellen die Busse und die Fahrer. „Wir sind im Grunde nur der Betriebsführer“, so Wolfgang Lukas. „Das heißt, wir stellen den Fahrplan auf, kümmern uns um die Tarife und die Haltestellen.“
Eine Fusion von KVRG und VGM hält auch Andreas Herr, der zuständige Dezernent im Landratsamt Meißen, nicht für zwingend nötig. „Wir haben die vergangenen zwei Jahre dazu gebraucht, den Verkehr im Landkreis neu zu ordnen“, sagt er. „Dadurch, dass Teile des früheren Kreises Dresden-Land dazu gekommen sind, fahren bei uns inzwischen vier Busunternehmen.“ Da alle diese Unternehmen unter dem Dach des Verkehrsverbunds Oberelbe (VVO) agieren, sei die nötige Homogenität gegeben.
Vor dem Ablauf der Linienkonzessionen in den Jahren 2009 und 2010 werde es kaum Änderungen geben. Wie es danach weitergeht, könne man nicht genau sagen. Zumal im Moment noch keine Klarheit herrscht, inwieweit die Buslinien europaweit ausgeschrieben werden müssen. „Etwa ab Dezember werden sich die Arbeitsgruppen beider Landkreise mit dem Abgleich der Strukturen befassen“, sagt Thomas Großmann, der Riesa-Großenhainer Beigeordnete. „Dann wird es auch um den Busverkehr gehen.“