Bus-Urgestein geht

Meißen. Stolz, aber auch wehmütig blickt Dietmar Damaschke auf seine vergangenen Berufsjahre zurück. „Natürlich gab es mal Tage, da wollte ich gern aufhören. Doch jetzt in den Ruhestand zu gehen, das ist schon komisch“, erzählt der Personalleiter der Verkehrsgesellschaft Meißen. Nicht immer saß der mittlerweile 65-Jährige im Büro. Denn Dietmar Damaschke hat einiges erlebt und ist viel herumgekommen. Seine Karriere in der Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) startete aber in Dresden.
1969 begann Dietmar Damaschke eine Lehre als Facharbeiter für Karosseriebau im VEB Kombinat Kraftverkehr in Dresden. Dort hat er bis 1978 gearbeitet. Dann zog es seine Frau und ihn nach Riesa. Denn dort haben sie eine gemeinsame Wohnung gefunden. In Riesa arbeitete Dietmar Damaschke in der zentralen Karosseriebau-Werkstatt des VEB Kraftverkehr Meißen. Dort reparierte er selbst Fahrzeuge und bildete Lehrlinge aus. Bis 1989/90. Ab da beginnt für den gelernten Karosseriebauer eine persönlich spannende Wende.
„Das waren turbulente Zeiten“, erinnert sich der heutige Personalleiter und bleibt dabei gelassen. Überhaupt wirkt der 65-Jährige locker im Umgang. So als würde er noch mitten im Berufsleben stecken. Stets mit einem Lächeln erzählt er von seinen Lebensstationen: „Mir hat meine Arbeit immer Spaß gemacht. Ich konnte viele interessante Geschichten miterleben. Besonders die Zeit in Riesa war aufregend.“
Denn ab den 1990er-Jahren war er Vorsitzender im Betriebsrat der damaligen Riesaer Verkehrsgesellschaft. Gemeinsam mit Kollegen der Partnerstadt Mannheim begleitete Dietmar Damaschke die Entwicklungen des ehemaligen VEB Kraftverkehr Meißen in Riesa – besonders in den Verhandlungen mit der Treuhand. „Die Kollegen aus Mannheim haben uns damals geraten, ein gemeinsames Verkehrsunternehmen der Landkreise zu gründen“, so der Personalleiter. Im Zuge der Gespräche mit der Treuhand war er sogar in Berlin. Doch der Vorschlag scheiterte schließlich am Widerstand der jeweiligen Landkreisverwaltungen in Riesa und Großenhain. Deshalb überführte die Treuhand den VEB Kraftverkehr Meißen in die Verantwortung der einzelnen Landkreise.
1992 gründete sich dann die Verkehrsgesellschaft Meißen, dann ein paar Jahre später die Verkehrsgesellschaft Riesa-Großenhain. Bis zur Übernahme durch die VGM 2008 gab es dort viele Umbrüche, die Dietmar Damaschke alle miterlebt hat – mehrere Privatisierungen und Wechsel von Geschäftsführern. „Das waren schwierige Zeiten“, sagt der Personalleiter. „Ich bin aber stolz darauf, dass wir keine betriebsbedingten Kündigungen verantworten mussten. Wir haben immer eine sozialverträgliche Lösung gefunden. Das haben wir durchgekämpft.“
Seit 2011 ist er nun Personalleiter der VGM. Dafür hatte er sich noch mal mit fast 60 Jahren weiterbilden müssen, da er keine Hochschulausbildung hatte. Das gefiel ihm, da er so seinen Wissenshorizont erweitern konnte. Deshalb falle es ihm nun auch schwer, sein Büro zu räumen. Denn in Zukunft werden die Verkehrsgesellschaften wieder eine größere Rolle spielen – im Zuge der Diskussionen um die Verringerungen des CO2-Ausstoßes. „Das wird eine große Herausforderung für die VGM, aber auch für die Politik“, erklärt Dietmar Damaschke.
Sonst ist er noch Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) des Kreisverbands Meißen. Das ist nur scheinbar ein Interessenkonflikt. Denn er versuchte stets, seine Arbeit als Personalleiter von seiner DGB-Funktion zu trennen. So nahm er nie an Tarifverhandlungen teil oder mischte sich sonst darin ein. Außerdem sitzt er noch im Verwaltungsausschuss der Agentur für Arbeit und ist in der Fachkräfteallianz aktiv.
Als Personalleiter von etwa 250 Mitarbeitern und 14 Azubis trug er eine große Verantwortung, die er nun abgeben muss. Seine Nachfolgerin Julia Schulz steht allerdings schon bereit und wurde in den vergangenen Jahren darauf vorbereitet. Doch bevor er in den Ruhestand geht, hat er noch einiges zu tun. Aufgrund der Epidemiewarnung des Gesundheitsministeriums. Die knapp 200 Fahrer müssen informiert werden, damit sie als öffentliche Dienstleister keinem Infektionsrisiko ausgesetzt werden.
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