Von Ingolf Reinsch
Burkau. Tischlein, deck dich, stand in diesem Jahr auf dem Spielplan. Als das Stück am ersten Advent zur „Bauernweihnacht“ im Burkauer Café „Zur Lachtaube“ aufgeführt wurde, drängten sich 500 Besucher auf dem Hof der Familie Strobel. Erstmals spielten die Akteure nicht auf dem Hofpflaster, sondern auf einer Bühne. Zwei Anhänger wurden dafür zusammengeschoben. – Die Burkauer sind Meister im Improvisieren. Nicht nur hinter, sondern auch, auf der Bühne. Zwar gibt es für jede Inszenierung eine Dramaturgie und ein Textbuch. Die Laien-Darsteller halten sich daran. Doch vieles ergibt sich während des Spielens auch aus der Situation heraus, sagt André Strobel, einer der Freizeit-Schauspieler. Auch das trägt bei, damit der Funke schnell aufs Publikum überspringt.
Bekannte von der Waldbühne
Seit sieben Jahren spielen Burkauer wenigstens einmal im Jahr Theater vor großem Publikum, eben zur Bauernweihnacht im Dorf. Zur ersten spielten ausschließlich Mitglieder der Familie Strobel ein Weihnachtsmärchen. Schnell wurden Freunde und Bekannte, die ebenfalls gern Theater spielen, aufmerksam und machten mit. Inzwischen zählt das Ensemble rund 15 Darsteller – der jüngste ist fünf, der älteste 67 Jahre. Die Erwachsenen sind zum Beispiel Arzthelferin, Bauingenieur, Malermeister, Krankenschwester, Töpfer, Tischlerlehrling oder, wie André Strobel, Lehrer. Zum Kreis der Darsteller gehören auch junge Leute, die sich in der Region schon einen Namen als Schauspieler gemacht haben: Serdar Reitner, der seit einigen Jahren bei den Bischofswerdaer Karl-May-Spielen den Winnetou mimt, und Moritz Lehmann, der ebenfalls auf der Waldbühne am Schmöllner Weg in Bischofswerda so gut wie zu Hause ist, seit zwei Jahren aber auch als Ritter Ruprecht den Schutzpatron des Neukircher Töpferfestes gibt. In den vergangenen sieben Jahren spielte sich die bunte Theatergruppe schon ein gutes Stück durch das Märchenbuch der Brüder Grimm. Unter anderem Rotkäppchen, Rapunzel, Schneeweißchen und Rosenrot, Frau Holle, Schneewittchen und die Goldene Gans wurden schon aufgeführt. Kulissen werden selbst gebaut, Kostüme größtenteils selbst geschneidert. Inzwischen gibt es schon einen kleinen Fundus, auf den die Schauspieler zurückgreifen können, sagt Siegmar Birninger, der Älteste der Gruppe. Doch auch die Schauspieler gewannen mit den Jahren an Selbstbewusstsein, trauen sich immer mehr (zu), sagt André Strobel. So wurde die Tischlein-Deck-Dich-Inszenierung vor zwei Wochen schon fast zu einem Musical. Seit diesem Jahr tritt das Ensemble unter dem Namen „Hoftheatergruppe“ auf – eben in Anlehnung an ihre Wurzeln. Es ist vor allem der Spaß am Spielen, der die Akteure auf die Bühne bringt. Es motiviert, wenn es den Leuten gefällt, sagen die Hobby-Schauspieler.
Die Märchen zur Burkauer Bauernweihnacht sind für viele inzwischen Kult. Sie kommen auch wegen dieser Aufführungen am ersten Advent auf Strobels Hof. „Ohne das Märchen würde es die Bauernweihnacht vielleicht schon gar nicht mehr geben“, vermutet André Strobel. Doch die Burkauer Schauspieler gehen auch neue Wege. In diesem Jahr studierten sie das Stück „Luther war nie in Schlesien“ ein. Ein vergnüglich-historisches Theaterstück rund um die Reformation, in dem der Reformator zwar auf Schritt und Tritt präsent ist, selbst aber nicht als Person auftaucht. Die Zuschauer werden mitgenommen auf eine Zeitreise, die 500 Jahre zurück über Lauban nach Breslau und von dort nach Görlitz führt und die letztendlich auch Burkau streift, wo die Reformation um 1550 eingeführt wurde. Egal, ob Grimm oder Luther – wann immer es sich ergibt, nehmen die Darsteller Bezug zu ihrem Heimatort. Klar, dass das bei ihren Zuschauern sehr gut ankommt. Außerdem sprechen sie, wie ihnen der sprichwörtliche Schnabel gewachsen ist. Siegmar Birninger nennt es „unseren Burkschen Dialekt“. Zum Reformationstag am 31. Oktober führten sie das Lutherstück in der Burkauer Kirche auf. An diesem Sonntag wird es dort noch einmal gezeigt.
Sommertheater für 2018 geplant
Im neuen Jahr will die Hoftheatergruppe noch einen drauf legen und erstmals Sommertheater auf Strobels Hof anbieten, Open-Air, versteht sich. Was gespielt wird, ist noch nicht entschieden. Vielleicht ein Klassiker, stellt André Strobel in Aussicht. Der sanierte Vierseitenhof bietet dafür ein tolles Umfeld. Bliebe nur noch, auf eine laue Sommernacht zu hoffen...
Das Stück „Luther war nie in Schlesien“ wird am Sonntag 17 Uhr in der Burkauer Kirche aufgeführt. Der Eintritt ist frei. Am Ausgang wird eine Kollekte erbeten.