Von Sebastian Beutler
Görlitz. Unabhängig von ihrer Leistung erhalten seit Mai die Beschäftigten des Görlitzer Callcenters Teleperformance Mindestlohn. Darüber berichtet der MDR heute Abend in seinem Nachrichtenmagazin „Exakt“, wie er vorab der SZ mitteilte. Bislang erhielten viele der rund 700 Mitarbeiter im operativen Telefongeschäft ein Grundgehalt von 1 000 Euro. Nur mit Boni und leistungsbezogenen Zuschlägen kamen sie auf einen Stundenlohn von oder über 8,50 Euro, der seit Anfang des Jahres als Mindestlohn vorgeschrieben ist. Allerdings weist das Arbeitsministerium darauf hin, dass zum Mindestlohn nur das Geld zählt, das ein Arbeitnehmer für seine normale Tätigkeit bekomme – also ohne Überstundenzuschläge, Akkord- und Qualitätsprämien. Teleperformance sah das bislang anders.
Unter dem Eindruck der spürbaren Unzufriedenheit unter seinen Mitarbeitern wie auch der öffentlichen Berichterstattung des MDR im April hat das Unternehmen nun eine Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat abgeschlossen, die der SZ vorliegt. Demnach erhalten die 700 Mitarbeiter ab Mai einen monatlichen Mindestlohn von 1 500 Euro brutto sowie eine leistungsabhängige Zulage von maximal 150 Euro. Darüber hinaus zahlt Teleperformance 100 Trainern, Qualitätsassistenten und Supervisorn einen Mindestlohn von 1 670 Euro brutto pro Monat. Sie können erfolgsabhängig maximal einen Bonus von 100 Euro erhalten.
Außerdem soll es Nachzahlungen für die ersten Monate des Jahres geben. Diese Nachzahlung, so heißt es in der Vereinbarung, leistet Teleperformance zunächst ohne Anerkennung der Rechtspflicht und unter Vorbehalt. Nur wenn der Mitarbeiter keine Vergütungsklage eingereicht hat oder sie zurückzieht, fällt dieser Vorbehalt. Das Callcenter will dadurch Klagen abwehren. Da manche Mitarbeiter mit einem früher höheren Grundgehalt sowie höheren Zuschlägen mit den neuen Regeln weniger verdienen, ist das aber weiterhin nicht ausgeschlossen.
„Exakt“ läuft heute Abend im MDR, 20.15 Uhr.