SZ +
Merken

Camilla mit Blüte aus Wallroda

Wirtschaft. Noch in Paris unterwegs, erreichte die Steyers die Nachricht, dass Camilla zur Hochzeit eine Blüte aus demRödertal tragen wird.

Teilen
Folgen

Von Iris Schmidt

Wallroda. Das ist eine Sensation. Heide und Gerald Steyer, die Inhaber der Kunstblumenmanufaktur in Wallroda, haben sich riesig gefreut, sind auch ein bisschen stolz. „Wahrscheinlich wird Camilla Parker-Bowles bei ihrer Hochzeit mit dem englischen Thronfolger Prinz Charles eine Blüte aus unserer Produktion tragen“, sagt Gerald Steyer.

Schon jahrelang liefern sie ihre Kreationen an englische Hutmacher, auch die des englischen Hofes. Aber das ist ein großer Erfolg und eine Bestätigung ihrer Strategie, in Deutschland zu produzieren und Wertarbeit zu liefern. Sicher, die hat auch ihren Preis. Aber so, und nur so, können die Steyers auch anspruchsvolle Kunden ausstatten und zufrieden stellen.

Geheimnis gelüftet

Ende 1997 nahm die Kunstblumenmanufaktur Steyer in Wallroda die Produktion auf. Begonnen wurde mit acht festen Arbeitsplätzen und zwei Praktikantenplätzen. Die Steyers kamen aus Berlin und wollten sich ursprünglich in Sebnitz ansiedeln. Zu ihren Kunden im Vereinigten Königreich gehören unter anderem die Modemacher Philip Somerville, Frederic Fox und Graham Smith. Alle drei sind Modisten, Hutmacher der britischen Königin Elisabeth II.

Rund um die königliche Hochzeit ist nun eine der wichtigsten Modefragen geklärt: Camilla heiratet also mit Hut. Doch wer modisch interessiert ist, den bewegt gleich die nächste Frage: Was ist mit der Farbe – pink, naturweiß oder lindgrün? Auch hier weiß Gerald Steyer mehr: „Der Favorit ist eine Blüte in Ecru oder Elfenbein aus unserer Kollektion.“ Die Nachricht hat er ganz am Rande der Pariser Messe „mod ´amont“ vom bekanntesten Londoner Hutdesigner Philip Tracy erhalten. Beim Small-Talk erwähnte der renommierte Modeschöpfer dieses Detail der Hochzeitsvorbereitungen im Hause Windsor. Der sonst so zugeknöpfte Brite ließ auch noch verlauten, dass es sich um ein hauch-zartes Gebilde, nämlich um eine fragil wirkende Federblüte handelt.

Die königliche Hochzeit im April ist vermutlich das gesellschaftliche Ereignis in diesem Jahr. „Natürlich wirkt sich die Hochzeit auf unsere Branche aus“, sagt Heide Steyer. Zur eleganten Mode gehören eben auch Hüte. Bei der Gelegenheit werden besonders edle mit herrlichen Blüten getragen. „Das spricht sich rum in der Welt und macht dann Mode“, sind sich die Wallrodaer sicher. An ihrem Messestand in der französischen Hauptstadt, der wichtigsten Mode-Metropole, haben die beiden schon Geschäfte für das nächste Frühjahr gemacht. Allein 80 Aufträge konnte sie hier akquirieren. Nun werden die Muster angefertigt, die dann nach Spanien, Frankreich, England, Italien, Saudi-Arabien und Japan gehen und 2006 die Damen schmücken. Die ersten Stücke müssen noch vor Ostern raus in die große weite Welt. Da gibt es viel zu tun.

Aber während der Messe in Paris wurden nicht nur Konversation und Kontakte gepflegt, sondern auch hart gearbeitet, so das Ehepaar Steyer. Die Kunstblumen-Fabrikanten aus Wallroda freuten sich über den Besuch von Vertretern des Hauses Gucci an ihrem Stand. Aber auch C&A habe Interesse an einer Zusammenarbeit und zwar für ihre eigene Modemarke „canda“. Alle wären an „zerzausten Blüten interessiert, die so aussehen, als wären sie schon einmal durch die Mangel gedreht“, heißt es aus der Manufaktur im Arnsdorfer Ortsteil.

Modetipps 2006

Im nächsten Jahr gibt es bei den Blüten offenbar keine klaren Formen mehr, schätzt Gerald Steyer die Entwicklung auf diesem Gebiet der Accessoires ein. Das alles ist auch eine gute Nachricht für die 22 Mitarbeiter in der Wallrodaer Firma. Immerhin werden hier pro Jahr rund 750 000 Euro Umsatz erwirtschaftet.

Gerade aus Frankreich zurückgekehrt, packen die Steyers schon wieder die Koffer und verstauen die schönsten Blüten. Diesmal geht es in den Süden, nach Rom. „Das ist genau genommen ein Arbeits-Urlaub“, sagt Gerald Steyer. Hier will das Ehepaar über Ostern ein paar Tage ausspannen. Aber ein paar Besuche bei ihren Kunden können ja nicht schaden, sind sie sich einig.