Meine Kindheit verbrachte ich mit meinem Zwillingsbruder Norbert in Namibia, in Windhoek und Swakopmund. Wir hatten ein großes Haus und einen riesengroßen Hof. Das Foto zeigt uns beide mit vier Jahren, obwohl ich mir jetzt nicht sicher bin, wer wer ist. Der tolle Hund hieß Tell, ging immer mit dem Körbchen im Maul zum Schlachter und kam mit den Einkäufen zurück. Zur Belohnung gab es ein Stück Wurst, aber von den Einkäufen hat er nie was gefressen.
Nachmittags waren zum Spielen immer viele Kinder da – manchmal zwei komplette Fußballmannschaften. Wir haben deshalb oft Fußball gespielt, obwohl man mir das jetzt nicht mehr so ansieht. Über die Deutsche Welle im Radio waren wir über die Bundesliga-Ergebnisse auf dem Laufenden und den „Kicker“ hatten wir abonniert. Auch Zirkus oder Olympiade haben wir organisiert. Speerwerfen mit dem Besenstiel, Backstein-Kugelstoßen – wir waren sehr kreativ, und auf einem Grundstück von 3 000 Quadratmetern ging einiges.
Oft habe ich meine Großeltern auf der Farm besucht, sie waren Viehzüchter. Ich erinnere mich, wie wir mit Schleuder und Zwille Perlhühner geschossen und dann gebraten haben. Das war nicht so gern gesehen. Jedes zweite Wochenende sind wir in die Wüste geradelt. Mit sieben, acht Freunden haben wir dort gecampt. Nachts kamen die Schakale ans Lager. Wir sind im Dunkeln gewandert, da kommt einem gleich alles doppelt so weit vor. Verlaufen haben wir uns aber nie. Ich war bei den Pfadfindern und 1962 bei deren Welttreffen in Johannesburg dabei.
Ich hatte eine glückliche, wohl behütete Kindheit. Am Wochenende sind wir in den Busch zum Picknick gegangen und haben dort den Kuchen ausgepackt. Was mich durch meine Eltern geprägt hat, waren unsere langen Diskussionsrunden. Beide waren Kaufleute, kamen sie aber nach Hause, stand für sie die Familie im Vordergrund. Sonnabend und Sonntag wurde beim gemeinsamen Essen alles besprochen. In der Pubertät hatte ich natürlich zunehmend recht. Es ist schade, dass das heute in vielen Familien nicht mehr praktiziert wird. Manchmal frage ich mich, ob es in Deutschland überhaupt Esstische gibt oder ob man nur noch vor dem Fernseher sitzt und nascht …
Aufgeschrieben von Jànos Joó.