Von Annett Heyse
Achtung“, ruft jemand. Dann kracht und splittert es, Holzreste und Putz fallen herunter. Als der Staub sich verzieht, ist dort, wo eben noch die Decke war, ein unförmiges Loch.
Derart robust geht es auch im Erdgeschoss des kleinen Häuschens zu. Studenten hantieren mit Hammer und Brecheisen, schaufeln Schutt in Schubkarren und tragen Holzbalken hinaus zum Container. Wenn die Arbeiten weiterhin so schnell voran gehen, könnte im Frühjahr 2007 auf dem Tharandter Unigelände ein neuer Anlaufpunkt für Studenten öffnen: eine Teestube. Entstehen soll sie gleich neben der Eisenbahnstrecke in einem Gebäude, welches einst als Bahnwärterhaus mit Wohnung diente. Anfang der neunziger Jahre wurde geräumt und irgendwann verschwand es hinter Büschen und hüfthohen Gräsern. Aus dem Dornröschenschlaf geweckt hat es nun Professor Jörn Erler mit seinen Studenten.
Das geschah eher zufällig. Hintergrund sei, so erzählt der Wissenschaftler, dass der Verein „Freunde und Förderer der Forstlichen Ausbildung in Tharandt“ von der Bahn ein Grundstück abkaufte, damit der Campus verlängert und eine weitere Brücke über die Weißeritz gebaut werden kann.
Auf dem Grundstück stand aber auch noch das marode Bahnwärterhäuschen mit zwei Nebengebäuden. „Einfach abreißen wollten wir es nicht, und so entstand die Idee mit der Teestube“, berichtet Jörn Erler. Sie soll von den Studenten selbst betrieben werden und als Treffpunkt in Freistunden dienen. „Zwar gibt es auch Sitzecken in der Mensa, aber die Teestube wird gemütlicher sein. Etwas Kuscheliges eben“, sagt Therese Palm. Die 25-jährige Forststudentin hatte schon vier Semester Architektur studiert, bevor sie nach Tharandt kam, und so übernahm sie die Planung des Umbaus und fertigte Zeichnungen nach den Vorschlägen ihrer Kommilitonen an.
Aufenthaltsraum mit Kamin
Ist das Gebäude entrümpelt und entkernt, können eine Küche und ein mittelgroßer Aufenthaltsraum mit Kamin entstehen. Von der oberen Etage bleibt nur ein Teil als zweite Sitzebene mit Ballustrade erhalten. „Es wirkt sonst zu unübersichtlich“, sagt der Professor. Die Toilettenanlage – alles soll behindertengerecht sein – entsteht im bisherigen Schuppen. Ein zweites Nebengebäude, welches einst als Bad gedient hat, wird wahrscheinlich zum Abstellplatz für Fahrräder hergerichtet. Jörn Erler: „Darüber müssen wir aber noch einmal nachdenken.“
Rund 25 000 Euro sind für das Projekt veranschlagt. Das Geld stellen Fördervereine zur Verfügung. Unterstützt werden die Studenten und ihr Professor auch von einem Tharandter Bauleiter. Die Installationsarbeiten müssen Fachfirmen übernehmen. Viele Handgriffe wollen die jungen Leute aber selbst erledigen, und so liegt es vor allem an ihnen, wann die Teestube eröffnet werden kann. Bisher gab es zwei Arbeitseinsätze. Je nach Zeit und Stundenplänen folgen weitere Aktionen.
Die Wildnis um das Häuschen herum soll allerdings bleiben. Eine Hecke zum Bahndamm muss noch gepflanzt werden und der Weg zum Toilettenhäuschen entstehen – mehr nicht, „Ein gepflegter Vorgarten“, so Jörn Erler, „dass passt einfach nicht zu uns Forstleuten.“