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Canaletto wird Stadtfest-Maskottchen

Matthias Christian Schanzenbach hat seine Rolle schon verinnerlicht. Der Dresdner Fotograf und Gästeführer schlüpft diesmal nicht in das Kostüm des Hofnarren Joseph Frölich, sondern verkörpert den Maler...

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Von Bettina Klemm

Matthias Christian Schanzenbach hat seine Rolle schon verinnerlicht. Der Dresdner Fotograf und Gästeführer schlüpft diesmal nicht in das Kostüm des Hofnarren Joseph Frölich, sondern verkörpert den Maler Bernardo Bellotto (1722 bis 1780). Unter dem Namen Canaletto erwarb sich dieser als Hofmaler in Dresden die Gunst von August III., der eine Vorliebe für venezianische Malkunst besaß. Bis 1754 entstand Canalettos Hauptzyklus aus 14 Dresdner Ansichten. Sie befinden sich in der Gemäldegalerie Alte Meister. Und den berühmten Canaletto-Blick auf Dresdens Silhouette kennt heute fast jeder.

Was liegt also näher, Canaletto als Marke, gewissermaßen als Botschafter für das Dresdner Stadtfest zu nutzen, findet Geschäftsführer Klaus-Dieter Lindeck. Unter den vielen Stadtfesten könnte der Canaletto so zum Alleinstellungsmerkmal werden. Gestern durfte Schanzenbach, edel gekleidet, schon mal in einem imposanten Bilderrahmen für die neue Rolle posieren.

Eintritt wieder frei

In diesem Jahr steht das Stadtfest vom 16. bis 18. August unter dem Motto: „Canaletto trifft Wagner“. So öffnet Schanzenbach-Canaletto, wie in einer Oper von Richard Wagner, schon mal als Ouvertüre den roten Samtvorhang. Auf Wagner muss er aber warten. Ob jener Komponist, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiern würde, auch kostümiert erscheint, mag Veranstalter Bernd Aust noch nicht sagen. In seinen Händen liegt die künstlerische Gestaltung des Festes. Da der 200. Wagner-Geburtstag das ganze Jahr über in Dresden gefeiert wird, ist es auch sicher, dass sich das Dresdner Stadtfest in die Reihe der Gratulanten einreihen wird. So wird auch Richard Wagners Musik im Eröffnungskonzert der Dresdner Philharmonie erklingen.

Die Stadt wird 2013 unter dem Motto: „Dresden. Ganz große Oper“ vermarktet. Für ein Stadtfest eignet sich dieser Slogan weniger, schließlich sind die meisten der erwarteten 500 000 Besucher nicht unbedingt eingefleischte Opernfans. So soll das Stadtfest zwar anspruchsvoll sein und auch klassische Akzente setzen, aber auch ein vielfältiges Programm für die breite Masse bieten. Es ist auch eine gute Bühne für aufstrebende Künstler. Dank der Unterstützung der Sponsoren wie Radeberger, Freiberger, Drewag, Ströer, Coca Cola und die Ostsächsische Stadtsparkasse wird das Fest wieder eintrittsfrei sein.

Zum konkreten Programm hüllt sich Veranstalter Frank Schröder in Schweigen. Es seien noch dreieinhalb Monate Zeit. Die Planungen laufen, die Aktions- und Händlerflächen seien festgelegt. Jetzt gehe es um die Details und die Abstimmung mit Künstlern, Händlern und städtischen Partnern. Details gebe es dazu in Kürze.

So hat auch Matthias Schanzenbach noch Zeit, um über Canaletto zu plaudern. Der hätte ihn nicht einmal verstanden, denn er sprach kein Deutsch und musste sich alles von seinem Sohn übersetzen lassen. Der Künstlername Canaletto ist eine Verehrung für dessen Onkel Antonio Canal. „Der hatte frühzeitig das Talent des jungen Bernardo erkannt und ihn ausgebildet. Canal war nur 1,48 Meter groß. Canaletto heißt so viel wie der kleine Canal“, erklärt Schanzenbach. Berühmt wurde Canaletto besonders durch seine realistischen Stadtansichten, Veduten genannt. Die vorbereitenden Skizzen zur Architektur hat er mithilfe einer Camera obscura gefertigt. So denken die Stadtfestorganisatoren daran, diese Camera obscura nachbilden zu lassen. Vielleicht verleitet dann Botschafter Canaletto in den nächsten Jahren die Stadtfestbesucher auch noch zum Malen?