Von Julia Polony
Nur wer Carola Buchholz und ihr „Seifenstudio“ kennt, kommt direkt bei der Geschäftsfrau in dem kleinen Örtchen Tiefenau einkaufen. Laufkundschaft gibt es nicht. Deshalb vertreibt die 51-Jährige ihre handgemachten Naturseifen überwiegend auf Märkten in der Region. Fast jedes Wochenende ist sie unterwegs.
Der Internetshop läuft noch schleppend. „Aber das wird noch“, sagt sie. Seit vier Jahren baut Carola Buchholz ihr Geschäft auf. Es lief langsam an und erst jetzt sagt sie: „Ja. Ich kann davon leben.“
Der Laden ist winzig
Der Laden neben ihrem Wohnhaus ist winzig, aber ausreichend. Hauptsache keine Miete zahlen. „Früher war hier die Futterküche drin. Mein Mann hat sie für mich umgebaut“, erzählt die Frau. Zwei Regale sind mit handgemachten, bunten Seifen, Badezusätzen und Körperbutter bestückt, ein flacher Verkaufstisch steht in der Mitte des Raumes, dahinter ist ein kleiner Arbeitsbereich zur Herstellung der Naturprodukte eingerichtet. Viel brauche sie nicht zur Seifenherstellung: Öle, Fette und manchmal Duftöle. Die Zutaten kauft sie sorgsam ein, mischt sie zusammen und experimentiert dabei. „Ich nehme viel aus meinem Garten“, verrät Carola Buchholz. So entstehen reine Naturprodukte wie Brennnessel-Zitronenseife, Pfefferminz-Mohnseife oder eine Peelingseife mit Haferflocken. Ihre Kräuterseifen werden am liebsten gekauft. In verschiedene Plastikformen gepresst, die sie sich für viel Geld aus den USA schicken lässt, sieht kein Seifenstück wie das andere aus.
Seit Ewigkeiten trägt Carola Buchholz die Idee eines eigenen Geschäfts mit sich herum. Doch irgendwie fand sie nie den richtigen Zeitpunkt, ihren Traum zu verwirklichen. „In der DDR war der Schritt in die Selbständigkeit schwierig. Danach hatte ich einen festen Job“, erklärt die Frau. Im Wendejahr 1989 zog sie nach Baden-Württemberg. 15 Jahre lebte Carola Buchholz in der Studentenstadt Ulm und arbeitete dort als Angestellte in der Textilindustrie. Dann wurde die gebürtige Tiefenauerin arbeitslos. „Mir war klar: Mit fast 50 habe ich kaum eine Chance auf eine neue Arbeitsstelle.“ Recht schnell fiel die Entscheidung, wieder mit ihrem Mann in die Heimat zu ziehen. Zumal beide in Tiefenau ein Haus besitzen.
Erst nur Seife für die Familie
Bedenken hatte Carola Buchholz, das Seifenstudio könnte von den Leuten nicht angenommen werden. Große sogar. „Aber jeder, der sich selbständig machen will, hat solche Ängste“, sagt sie und zuckt mit den Schultern.
Zufällig gelangte sie auf eine Internetseite, auf der beschrieben war, wie Seifen hergestellt werden. Sie recherchierte weiter, eignete sich so Fachwissen an, suchte sich Lieferanten für die Zutaten und versuchte ihr Glück selbst Seife zu machen. „Anfangs nur im ganz kleinen Rahmen, für die Familie und so“, sagt sie bescheiden. Als sie merkte, immer mehr Leute wollten die Produkte probieren, machte sie ihr Hobby zum Beruf.
„Jetzt endlich selbständig zu sein und damit mein Geld zu verdienen, macht mich stolz und glücklich. Auch wenn es harte Arbeit ist“, sagt Carola Buchholz.