Die Positionen sind schwer miteinander vereinbar. Christen in der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens sammeln für Flüchtlingsschiffe. Andere Gläubige sind skeptisch und befürchten negative Folgen von Migration. Gegensätzliche Auffassungen auch zu anderen gesellschaftlichen Themen durchziehen nicht nur die Mitgliedschaft der evangelischen Kirche. Sie sind bei Pfarrern und der Leitung spürbar.
Vielfalt ist nichts Schlimmes, wenn man damit umgehen kann. Die Landeskirche hat sich allerdings lange nach außen hin weitgehend unpolitisch gegeben. Motto: Die Kirche kümmert sich um den Glauben, die Politik um den Staat. Und am besten ist es, wenn man sich freundlich weitgehend in Ruhe lässt.
Gewinnen Themen wie Asyl und gesellschaftlicher Zusammenhalt jedoch an Dynamik, bleibt auch die Kirche nicht frei davon. Wahrgenommen werden, wie etwa bei der Flüchtlingsfrage, befürwortende oder ablehnende Stimmen, selten die vermittelnden.
Das gilt auch für den Rückzug von Bischof Rentzing. Auslöser mögen dessen alte, neurechte Schriften sein, von denen er sich mittlerweile distanziert. Letztlich aber stehen sich Vertreter konservativer und linksliberaler Kirche gegenüber. Wie sollen sie zueinanderfinden, wenn es jenseits strikt theologischer Fragen kaum Verbindendes gibt? Ein Gerüst zu entwickeln, auch mit Blick auf aktuelle Politik, ist eine schwierige und notwendige Aufgabe für einen neuen Bischof. Vielleicht sogar eine dankbare.