Von Jens Fritzsche
Radeberg. Thomas Israel, Sprecher der CDU-Fraktion im Radeberger Stadtrat, kann nicht verstehen, dass er jetzt als Buhmann da steht. „Ich will keine Schulen schließen, sondern finde nur, dass wir nicht so tun sollten, als sei in Sachen Schülerzahlen alles in Ordnung.“ Denn, so der CDU-Mann, glaube man einem Schreiben des Kultusministeriums an den Landkreis Kamenz, dann dürfte die Zukunft der Grundschule Liegau-Augustusbad und auch die der Mittelschul-Außenstelle Großerkmannsdorf auf der Kippe stehen. „Und deshalb sollten wir unbedingt darüber reden, was passiert, wenn das Kultusministerium tatsächlich das Aus für diese Schulen verkündet“, so Israel Mittwochabend im Stadtrat.
Aber das kam bei den Fraktionen von PDS, SPD und Freien Wählern alles andere als gut an. „Vorauseilender Gehorsam“ und „stadtfeindliche Diskussion“, war noch das gepflegteste, was sich die CDU anhören musste. „Ich sehe im Moment überhaupt noch keinen Grund, eine solche Diskussion anzufangen, bevor wir als Schulträger vom Kultusministerium informiert worden sind“, wehrte sich Bürgermeister Gerhard Lemm (SPD) gegen eine erneute Debatte über die Schulstandorte in der Bierstadt. Lemm: „Wir haben unsere Schulnetzplanung gegenüber dem Landkreis und auch gegenüber dem Kultusministerium durchgeboxt, das sollten wir jetzt nicht durch voreilige Diskussionen kaputt machen!“ Außerdem verwies Lemm auf die Möglichkeit, im Falle des Falles auch auf dem Rechtsweg zu versuchen, Schulstandorte gegen den Willen des Kultusministeriums zu sichern.
Dass diese von der CDU bereits im Vorfeld der Stadtratssitzung in die Öffentlichkeit gebrachte Diskussion mehr als kontraproduktiv ist, darauf verwies ein sichtlich erregter Harry Hauck, Ortsvorsteher von Großerkmannsdorf. „Die Eltern reagieren auf solche Debatten sehr sensibel, werden verunsichert und melden ihre Kinder gleich gar nicht erst in der Außenstelle in Großerkmannsdorf an – dann kommt das Aus garantiert, weil die Schülerzahl nicht ausreicht.“ Im Gegenteil, findet Hauck, „wir müssen als Stadträte die Eltern aufrufen, ihre Kinder gerade hier anzumelden, um den Standort zu retten!“ Als Thomas Israel dann gar davon sprach, dass die Qualität an einer Außenstelle geringer sei, als an der „Hauptschule“, da platzte Hauck endgültig der Kragen: „Unverschämtheit!“ rief er erbost. Empörtes Kopfschütteln über die Israel-Aussage aber nicht nur bei ihm...
Siegfried Hennig (PDS) sprach dann die Geburtenzahlen an: „Die steigen!“ Das bestätigte auch Peter Adler (SPD), Ortsvorsteher von Liegau-Augustusbad: „Wir denken im Moment darüber nach, die Kindertageseinrichtung in unsrem Ortsteil zu erweitern – ein positives Zeichen.“ Die Grundschule in Liegau-Augustusbad müsse über die jetzige Durststrecke gebracht werden, „dann sind wieder genügend Schüler da.“ Und klar ist natürlich, ein Standort, der einmal geschlossen ist, bleibt wohl auch in Zukunft zu. Das räumte Israel nach der Stadtratssitzung auch gegenüber der SZ ein. Dennoch: „Mich stört diese bequeme Haltung, als sei alles in Butter.“ Man dürfe nicht warten, bis es zu spät ist, „sondern jetzt Klarheit schaffen, was ist, wenn tatsächlich das Aus für diese Schulen kommt.“
Für die Mehrheit aus SPD, PDS und Freien Wählern stand jedoch fest: Kampflos und voreilig werde in Radeberg keine Schule aufgegeben. Peter Adler: „Wenn die Eltern vor der Schule stehen, werde ich auch vor der Schule stehen!“