Von Andrea Schawe
Egal, ob in Briesnitz, Plauen, Striesen oder Weixdorf – der Ärger um die blauen Tonnen hält an. Seitdem die Stadt Anfang Januar eine eigene Papiertonne ausliefert und Altpapiercontainer abbaut, gibt es in vielen Stadtteilen Chaos. Die SZ zeigt die größten Probleme.
Problem 1: Über 300 Container für Altpapier werden abgebaut
Besonders hart trifft es die Gebiete am Stadtrand. „In meiner Gegend wurden gleich mehrere Standorte abgebaut“, sagt der Briesnitzer Gernot Dathe. Im Stadtteil gibt es von 14 nur noch vier Standorte mit Papiercontainern. „Das ist viel zu wenig“, meint Dathe. In Weixdorf und Langebrück gibt es gar keine Sammelcontainer mehr.
Insgesamt fallen knapp die Hälfte der Container im Stadtgebiet weg. Nur an 328 von 640 Standorten bleiben die Altpapiercontainer. 64Behälter müssen noch abtransportiert werden. Zusätzlich wird ein Großteil der Container umgetauscht. Der Grund: seit diesem Jahr sind drei neue Unternehmen beauftragt. Remondis, Veolia und Fehr sind sowohl für die städtische blaue Tonne als auch für die Wertstoffcontainer zuständig. „Der Umtausch der rund 500 Container ist abgeschlossen“, sagt Rathaussprecherin Anke Hoffmann.
Für den Briesnitzer Gernot Dathe ist der jetzige Zustand unhaltbar. Er hofft, dass die Stadt wenigstens einen zusätzlichen Altpapiercontainer wieder aufstellt: an der Ecke Warthaer Straße/Auf der Scheibe.
Problem 2: Überfüllte blaue Tonnen und Papiercontainer
Am Briesnitzer Schulweg platzen die Container derweil aus allen Nähten. Auch in andere Behälter passt keine einzige Pappe mehr. „Manchen ist der Weg zu anderen Containern auch zu weit“, sagt Dathe. Mehrere voll gestopfte Müllsäcke stehen auf der leeren Containerfläche. „Viele legen die Pappen auch einfach lose ab. Der Wind weht sie dann über die Straße“, sagt Dathe. Das kennt der Plauener Stefan Varga nur zu gut. Er wohnt genau gegenüber den Containern an der Westendstraße. „Die Situation ist eine Katastrophe“, sagt Stefan Varga. Kaum sind die Behälter geleert, sind sie auch schon wieder voll. Auch viele blaue Tonnen quillen über. Viel Papier und Pappe passe in die kleinen Tonnen nicht rein.
Und das, obwohl das Problem bei der Stadt bekannt ist. „Die Containerstandorte werden regelmäßig kontrolliert“, versichert Hoffmann. Sollte sich Pappe stapeln, würden die Entsorgungsunternehmen informiert. Sie fahren dann öfter. Eigentlich sollten die Container zweimal in der Woche angefahren werden. „Bei uns wird sogar dreimal in der Woche geleert“, sagt der Plauener Varga. „Das reicht trotzdem nicht.“
Detlef Thiel ist zuversichtlich, dass sich die Lage normalisiert. „Die Anfangsschwierigkeiten bei der Entleerung überwinden wir auch noch“, erklärt der Leiter des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft. Die Ursachen lägen vor allem in der mangelnden Ortskenntnis des neuen Personals der beauftragten Entsorgungsunternehmen.
Problem 3: Großvermieter wollen keine blauen Tonnen
Viele Einwohner hatten auf die städtischen Papiertonnen und damit etwas mehr Bequemlichkeit gehofft. Doch bei Mietshäusern entscheiden die Vermieter, ob sie Papiertonnen aufstellen. Die großen Eigentümer, wie die Gagfah, haben das städtische Angebot nicht angenommen und keine Tonnen angefordert. Die Wohnungsgenossenschaft Aufbau verhandelt noch mit der Stadt. „Wir werden an einzelnen Standorten blaue Tonnen aufstellen“, kündigt Vorstand Gita Müller an. Vor allem dort, wo viele ältere Menschen wohnen und der Weg zu verbleibenden Containern zu weit ist, kommen die blauen Tonnen zum Einsatz.
Problem 4: Auslieferung der blauen Tonnen verzögert sich
Viele Dresdner entscheiden sich wegen der wenigen Container doch für die blaue Tonne. „Ich habe mir jetzt auch eine bestellt“, sagt der Briesnitzer Dathe. Und das, obwohl auf seinem Grundstück an der Straße kaum Platz ist. „Man hat keine andere Wahl. Die Stadt zwingt mich eigentlich dazu.“ Seine blaue Tonne bekommt Dathe allerdings erst in vier Wochen. Denn die Verwaltung ist mit der Auslieferung völlig überfordert.
Seit August 2011 sind rund 19000 Bestellungen für die städtische blaue Tonne eingegangen. „Das sind mehr als wir gedacht haben“, sagt Detlef Thiel. „Täglich kommen bis zu 50 Neubestellungen dazu.“ Die Entsorgungsunternehmen erledigen zuerst die Bestellungen, die bis Mitte November eingegangen sind. Alle, die danach bestellt haben, erhalten die Tonne bis Mitte Februar. Bis dahin müssen Betroffene die blaue Tonne des Nachbarn mitbenutzen.