Che Guevara ist abgewählt

Bautzen. Che Guevara ist aus dem Bautzener Kreistag verschwunden. Zu den Ausschusssitzungen in den vergangenen Wochen standen auf den Tischen keine Cola-Flaschen mehr mit dem Bild des umstrittenen Revolutionärs auf dem Etikett. Das konnte noch Zufall sein, war aber keiner. Auch zur jüngsten Sitzung des Kreisparlaments gab es die verschiedensten Erfrischungsgetränke aus den Oppacher Mineralquellen – aber keine Cariba-Cola mehr.
Ein Abgeordneter freut sich sichtlich: Maik Förster von der CDU-Fraktion, der in Oberlichtenau bei Kamenz ein Bibelland und ein evangelisches Reisebüro betreibt. Er hatte im Dezember 2018, zur letzten Kreistagssitzung des vergangenen Jahres, dem Parlament eine überraschende Frage gestellt: „Wie lange müssen wir uns in diesem Saal noch das Bild eines Massenmörders anschauen?“
Verehrt und verflucht
Damit meinte er das Bild auf den Colaflaschen. Das koffeinhaltige Erfrischungsgetränk aus Oppach heißt Cariba Cola und zeigt das Konterfei von Ernesto Rafael Guevara de la Serna. Als Che Guevara ging er in die lateinamerikanische Geschichte ein. Guevara, geboren 1928 in Argentinien, gehörte neben Fidel Castro zu den bekanntesten Anführern der kubanischen Revolution. Er war aber auch Arzt und Verfasser von mehrfach verfilmten Reisetagebüchern. Später versuchte er sich als Revolutionär im Kongo und in Bolivien, wo er 1967 hingerichtet wurde. Die einen verehren ihn als romantischen Volkshelden, die anderen machen ihn für politische Unterdrückung und die Exekution politischer Gegner verantwortlich.
Getränk bleibt im Sortiment
Wie auch immer: Bis zur Kreistagssitzung im Dezember hatte sich daran niemand gestört. Landrat Michael Harig wusste nach Försters Kritik gleich gar nicht, was er sagen sollte und verwies auf die langjährige Partnerschaft mit Oppacher. Der SZ sagte er später: „Wir haben die Meinungsäußerung zur Kenntnis genommen. Änderungen sind nicht geplant.“ Waren sie damals vielleicht wirklich nicht – aber inzwischen sagt Harigs Pressesprecherin Frances Lein: „Es ist so, dass wir aufgrund der Kritik aktuell keine Cola mehr mit hinstellen, um nicht für Unmut zu sorgen.“
Bei den Oppacher Mineralquellen wurde die Bautzener Entscheidung zur Kenntnis genommen. „Wir sehen aber keinen Grund, das Getränk aus unserem Sortiment zu nehmen“, sagt Unternehmenssprecher Norbert Rogge.