SZ +
Merken

Chefin übergangsweise

Sigrid Morawa leitet die Förderschule „G“ in Kamenz bis Ende Juli. Dann wird die Stelle neu besetzt. Zu tun gibt es genug.

Teilen
Folgen

Von Ina Förster

Seit einem halben Jahr hat die Johann-Gottfried-Bönisch-Förderschule für Geistigbehinderte in Kamenz eine neue Chefin. Besser gesagt: Eine Übergangs-Chefin. Die Stellvertreterin ist derzeit der Boss vor Ort. Sigrid Morawa weiß aber jetzt schon, dass sie diesen Posten vorerst bis Ende Juli begleiten wird. Danach soll eine andere Kollegin den Chefsessel übernehmen. So ist es geplant. Nachdem die ehemalige Schulleiterin Renate Pötschke letzten Juli in den Ruhestand verabschiedet wurde, begann ihr Einsatz. „Ich habe die letzten beiden Jahre im Amt gearbeitet, war Referentin für Förderschulen bei der Sächsischen Bildungsagentur“, sagt sie. „Doch ich hatte Sehnsucht nach meinen Schülern, wollte zurück in den Unterricht.“ Sport, Kunsterziehung und grundlegenden Unterricht kann die 55-Jährige derzeit auch geben, aber eingeschränkt. Denn der Chefposten kostet zusätzliche Zeit und Kraft. Viele verwaltungstechnische Dinge liegen auf Sigrid Morawas Schreibtisch. Die Förderschule mit derzeit 63 Schülerinnen und Schülern braucht eine feste Hand. Auch oder gerade in Übergangs-Gewässern…

Förderschule Hoyerswerda schließt

Seit 30 Jahren arbeitet Sigrid Morawa nun schon im Förderschulbereich in Kamenz. Und sie hat viele Hochs und Tiefs miterlebt. „Das war immer ein schwieriges Kapitel, besonders zu DDR-Zeiten“, weiß sie. „Da hatten Geistigbehinderte kaum eine Chance auf Förderung. Nach der Wende wurde alles besser. Auf die Erfolgsgeschichte unserer Bönischschule sind wir deshalb natürlich besonders stolz.“ Im kommenden Schuljahr feiert man übrigens schon das zehnte Jubiläum im neuen Haus an der Neschwitzer Straße und plant bereits jetzt langfristig eine Festwoche im September ein. Doch bis dahin stehen noch viele andere wichtige Dinge an.

Wie beispielsweise der Tag der offenen Tür am 20. März. „Dieser ist für alle gedacht, die sich für unsere Arbeit interessieren. Aber besonders für unsere neuen Schüler aus Hoyerswerda, die ab Sommer zu uns kommen“, sagt Sigrid Morawa. Dort schließt die Förderschule G und ein Großteil der Mädchen und Jungen wird künftig in der Lessingstadt lernen. Auch Lehrkräfte und Erzieher ziehen mit nach Kamenz. „Unser Kollektiv bekommt also Zuwachs und darauf freuen wir uns“, so die amtierende Leiterin. Ein weiterer Höhepunkt für dieses Jahr verspricht der Lausitzer Blütenlauf am 5. Mai zu werden, bei dem es erstmals einen Zwei-Kilometer-Handicap-Lauf geben soll (SZ berichtete). „Wir haben bereits sehr gute Resonanzen von den Elternhäusern bekommen. Einige der Schüler haben sich selber Lauf-Patenschaften gesucht“, so Morawa. Michael Schiewack von der gleichnamigen Ergotherapie ist Ideengeber des Ganzen und treibt die Sache voran. Auch die 2. Mittelschule sitzt mit im Boot. Mit dieser verbindet die Förderschule seit Jahren eine enge Kooperation. Das Thema „Inklusion“ wird hier also schon länger gelebt. Fünf Übungsläufe wird es für den Blütenlauf ab Ende März auf dem Gelände der Förderschule geben. Alle sind gespannt darauf. Von den 63 Schülern können natürlich nur wenige an so einer sportlichen Herausforderung teilnehmen. „Die Behinderungsgrade unserer Schützlinge weichen mitunter stark voneinander ab. Das muss man einfach ganz rational sehen“, weiß auch die Schulleiterin. Zwölf Jahre lang lernen sie in der Regel in der G-Schule. Die jüngsten Schüler sind sieben, die ältesten 19 Jahre alt. „Wir erfüllen bei uns die Vollzeit- und Berufsschulpflicht. Nach uns geht es in die Behindertenwerkstatt oder angestrebt über diverse Praktika auf den ersten Arbeitsmarkt“, so die Chefin. Auch Dank des Integrations-Fachdienstes, der eng mit der Schule und dem Arbeitsamt zusammenarbeitet. Damit die älteren Schüler noch besser auf eine Zukunft in möglichst großer Unabhängigkeit vorbereitet werden, plant die Förderschule 2013 eine Trainingswohnung in Schulnähe. Die Verhandlungen dazu laufen, Landratsamt und Schulträger sind auf einem guten Weg. „Das wird eine tolle Sache. In dieser Wohnung werden die Jugendlichen für den normalen Alltag fit gemacht. Einkaufen, kochen, Haushalts-Planung – das alles bekommen sie hier hautnah gelehrt.“

Sigrid Morawas Kalender ist also prall gefüllt bis zum Schuljahresende. Und dann geht es mit hundert Sachen weiter – eine gute Chefin braucht schließlich eine gute Stellvertreterin!