Von Sylvia Mende
Rund 600 Liter der leicht entflammbaren Chemikalie Styrol sind gestern im Gefahrstofflager bei Amitech im Mochauer Gewerbegebiet „Am Fuchsloch“ ausgelaufen. Grund für die Havarie war eine verschlissene Dichtung an einem Behälter. „Für die Mitarbeiter und die Bevölkerung bestand zu keiner Zeit eine Gefährdung“, so Erik Rost, Einsatzleiter der Döbelner Feuerwehr.
Gegen 9 Uhr morgens hatten Mitarbeiter beim täglichen Kontrollgang bemerkt, dass eine große Menge des stechend riechenden Styrols ausgelaufen war. Die chemische Substanz benötigt das Unternehmen als Kunststoffkomponente zur Herstellung der Rohre.
„Das Lager wird täglich kontrolliert. Wir haben sofort die erforderlichen Maßnahmen ergriffen“, sagte Mathias Hempel, Produktionsleiter der Firma Amitech Germany. Für solche Zwischenfälle gebe es Alarmpläne, die mit der Feuerwehr abgesprochen sind. „Das Lager ist so abgesichert, dass die dort gelagerten Chemikalien nicht ins Erdreich oder die Entwässerung gelangen können“, erklärte Hempel.
Die Produktion an den beiden großen Wickelmaschinen musste sofort eingestellt werden. Die Arbeiter verließen den Gefahrenbereich. Gegen 17 Uhr lief die Produktion von Rohren wieder an.
Der Einsatz
Um 9.19 Uhr sind die Kameraden der Döbelner Wehr alarmiert worden. Im Einsatz waren 28 Feuerwehrleute und acht Fahrzeuge der Wehren von Döbeln, Technitz und Ostrau, darunter auch das Spezialfahrzeug zur Gefahrgutbekämpfung. Mit den in diesem Fahrzeug stationierten Messinstrumente wurde festgestellt, dass sich es bei der ausgelaufenen Flüssigkeit um ein leicht entflammbares und deshalb gefährliches Material handelt. „Es wurde ein großer Teil des Betriebsgeländes abgesperrt“, sagte Erik Rost. Die Feuerwehrleute behandelten die Chemikalie mit einem speziellen Bundemittel. Dabei trugen sie Atemschutzgeräte und gelbe Chemieschutzanzüge. Ein Löschzug habe sich während der Arbeiten immer in Bereitschaft für den Notfall gehalten. Das wäre bei einer Entzündung der Fall gewesen.
Während des Einsatzes bekam Erik Rost Unterstützung vom Amitech-Chemiker Steffen Klauck. „Wir haben Hand in Hand gearbeitet. Unsere taktisches Know-how und das fundierte Wissen des Fachmanns haben sich hervorragend ergänzt, so dass der Einsatz gut abgewickelt wurde“, sagte Erik Rost. Am Nachmittag rückte eine Spezialfirma an, die das kontaminierte Bindemittel entsprechend der Auflagen aufnahm und entsorgte.
Ausbildung
Der Gerätewagen Gefahrengut steht den Feuerwehren des gesamten Landkreises zur Verfügung. Um die Geräte entsprechend nutzen zu können, absolvieren die Kameraden den Lehrgang Gefahrengut an der Landesfeuerwehrschule. Jede Feuerwehr hat mindestens einen Absolventen dieses Lehrganges, Döbeln fünf bis sieben ausgebildete Leute. „Außerdem stehen uns Fachleute in der Leitstelle in Grimme zur Seite“, erklärte Erik Rost. Während des Einsatzes habe es ständigen Telefonkontakt mit dem Unternehmen BASF gegeben. „Hier gibt es ein dicht gestricktes Netz von Informationen. Wenn es notwendig gewesen wäre, hätten wir auch Spezialisten anfordern können“, so Rost. Es sei gut, dass es die Möglichkeit der Abstimmung und Rückversicherung mit BASF gebe.
Amitech Germany
Die Amitech Germany GmbH produziert seit 1993 glasfaserverstärkte Kunststoffrohre (GFK-Rohre) nach dem Wickelverfahren. Dieses Prinzip kontinuierlicher Endlosfertigung ermöglicht die Herstellung von Rohren in Längen von vier bis zwölf Metern. Seit Mai 2007 ist man in der Lage, GFK-Wickelrohre bis zu einer Nennweite von DN 3000 zu produzieren.
Die Amitech Germany GmbH ist Teil eines der weltweit führenden Rohrtechnologie und –fertigungsunternehmen der saudi-arabischen Amiantit-Gruppe. Im Mochauer Unternehmen sind zurzeit 190 Mitarbeiter beschäftigt.
Was ist Styrol?
Styrol ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit. Sie dient vor allem zur Herstellung von Kunststoffen wie dem Polystyrol. Die Flüssigkeit reagiert bereits bei Raumtemperatur. Damit dies nicht geschieht, werden der Chemikalie Stabilisatoren beigefügt. Styrol ist leicht entzündbar und gesundheitsschädlich.