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Prozess um Tod von Daniel H. wird fortgesetzt

Das Gericht vernimmt die Zeugin, die in der Tatnacht den Notarzt alarmierte. Sie ist die Ehefrau eines bei der Tat Verletzten. 

Von Karin Schlottmann
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Der Tatverdächtige Alaa S. wird in den Gerichtssaal geführt.
Der Tatverdächtige Alaa S. wird in den Gerichtssaal geführt. © dpa

Der Prozess um den Tod des 35-jährigen Daniel H. in Chemnitz wird am Dienstag mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt. Das Landgericht Chemnitz will die Ehefrau und den Bruder von Dimitri M. vernehmen, der bei der Tat am 26. August vorigen Jahres schwer verletzt worden war. Die Zeugin hatte nach dem Angriff auf ihren Mann Polizei und Notarzt alarmiert. In dem Strafverfahren muss sich ein 23-jähriger Syrer wegen Totschlags und versuchten Totschlags verantworten. Er soll gemeinsam mit einem flüchtigen Iraker das Opfer in der Nacht nach dem Stadtfest mit Messerstichen getötet haben.

Am ersten Prozesstag hatte Dimitri M. dem Gericht geschildert, wie es zu der Tat gekommen war. Genaue Angaben über den oder die Täter konnte er jedoch nicht machen. Auch den Mann, der ihm mit einem Messer in den Rücken gestochen hatte, habe er nicht gesehen. Der Russlanddeutsche hatte das Stadtfest mit seiner Frau, seinem Bruder und seiner Schwägerin besucht und dort auf dem Heimweg seinen Bekannten Daniel H. getroffen. Ein Mann habe den 35-Jährigen angesprochen und nach einem Wortwechsel gegen den Kopf geschlagen. In der darauffolgenden Auseinandersetzung mit mehreren Beteiligten sei plötzlich das Messer aufgetaucht.

Die Schwurgerichtskammer will zudem an diesem oder einem der nächsten Verhandlungstage über den Antrag auf Aufhebung des Haftbefehls gegen den Angeklagten Alaa S. entscheiden. Seine beiden Verteidiger hatten die Anklage als vage und unzureichend kritisiert. Sie sei voller Widersprüche und Zirkelschlüsse. Tatzeit, Tatort und Motiv seien unklar geblieben. Das Gericht muss außerdem entscheiden, ob es den umfangreichen Fragenkatalog der Anwälte beantwortet, in dem es um die politische Einstellung der Richter geht. Um eine mögliche Unvoreingenommenheit der Kammer prüfen zu können, verlangt Rechtsanwältin Ricarda Lang Auskunft über mögliche Demonstrationsteilnahmen, Leserbrief-Aktivitäten, Trauerbekundungen für Daniel H., Nähe zur AfD oder Sympathien für oder gegen die Flüchtlingspolitik.

Nach dem Tod des Opfers war es zu Demonstrationen, rechtsextremen Ausschreitungen und Übergriffen auf Ausländer gekommen. Wegen des großen Medieninteresses findet der Prozess nicht in Chemnitz, sondern in einem Sicherheitssaal des Oberlandesgerichts Dresden statt.