Gustav Meyrink war der mit dem Golem. Der Roman von 1915 erzählt von den Wahnvorstellungen eines Gemmenschneiders im goldenen Prag und gilt als Klassiker der fantastischen Literatur. Der rauschhafte Text machte den Autor weltberühmt. Doch der Ruhm verblasst mit der Zeit. Jüngere Leser gruseln sich anderswo. Das ist schade, denn allein die Sprache von Meyrink ist so scharf gestochen und bildersatt, dass sie einen sofort in den Bann zieht. Das kann böse enden, wenn etwa ein Geisterbeschwörer die Seele eines Pastorenweibs extrahieren will: „eine glatt gescheitelte sächsische Betthäsin mit blauen Gänseaugen war es ...“ Das hat schon Meyrinks Zeitgenossen verstört, und nicht nur Betthäsinnen aus Sachsen.
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