"Colloseum" ein Opfer der Corona-Krise?

Juhuu, wir sind wieder da. Mit diesen oder ähnlichen Worten weisen die Zittauer Innenstadthändler ihre Kunden darauf hin, dass in ihren Geschäften wieder eingekauft werden kann. Zittaus Jugend würde gern auch im "Colloseum" shoppen, wie Kommentare in den sozialen Netzwerken zeigen. Doch das ist nicht möglich, denn die Zittauer Filiale ist nach wie vor geschlossen. Ob sie überhaupt wieder öffnet, ist derzeit noch völlig offen.
Die Modekette, hinter der sich die Fashion FC Club GmbH aus Köln verbirgt, hatte Anfang April Insolvenz angemeldet. Der stationäre Handel für Textil-Discounter sei in den zurückliegenden Jahren herausfordernd gewesen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundene Schließung der Geschäfte habe "Colloseum" nun aber besonders hart getroffen, heißt es vonseiten des Unternehmens. Man werde alles unternehmen, die Gruppe zu erhalten. Das Textilunternehmen beschäftigt allein in Deutschland 1.200 Mitarbeiter in 136 Geschäften, in Österreich und dem Baltikum nochmals 400 Mitarbeiter in 65 Filialen.
Öffnung von Filialen wird geprüft
Der vorläufige Insolvenzverwalter, der Oberhausener Rechtsanwalt Axel Schwentker, hatte unmittelbar nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens zusammen mit der Unternehmensleitung nach Wegen gesucht, die Modekette zu sanieren. Daran werde weiter mit Hochdruck gearbeitet, teilt die Sozietät mit. Hierzu wurde unter anderem ein Prozess zum teilweisen oder kompletten Verkauf des Unternehmens eingeleitet. Dessen Ausgang sei derzeit noch nicht prognostizierbar.
"Im Zuge dessen konnte nach der Zustimmung der Arbeitsverwaltung bereits die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Beschäftigten für den Zeitraum bis Ende Mai 2020 erreicht werden", informiert Rechtsanwalt Andreas Hesse von der Kanzlei Schwentker & Bückmann.
Ob die Filialen kurzfristig unter Berücksichtigung der Corona-Auflagen und Beschränkungen geöffnet werden können, werde laut Insolvenzverwalter im Moment für jedes Geschäft einzeln geprüft. Genauere Angaben zur Zittauer Filiale machte Axel Schwentker nicht.
"Colloseum" über 25 Jahre in Zittau
Das Modeunternehmen hatte sich schon einmal, Ende 2015, aus der Mandaustadt zurückgezogen. In den sozialen Netzwerken sorgte der damalige Rückzug für viel Kritik. Die Attraktivität der Zittauer Innenstadt als Einkaufsstandort sei arg gefährdet, so der Tenor. Die städtische Wirtschaftsförderin konnte die Marke "Colloseum" schließlich nach Zittau zurückholen. Ein halbes Jahr nach der Schließung des Geschäftes auf dem Zittauer Markt, in dem heute die Modekette "Bonita" ihre Produkte verkauft, wurde eine neue Filiale auf der Bautzener Straße, im ehemaligen Café Eiszauber eröffnet.
Über 20 Jahre war das "Colloseum" zuvor am Zittauer Markt ansässig und vor allem bei den jüngeren Generationen wegen seiner preiswerten Mode beliebt. Das "Colloseum" gehört damit zu den etabliertesten Modegeschäften in der Stadt Zittau. Und es war immer ein Vorreiter für längere Öffnungszeiten. Schon in den 1990er Jahren konnten die Kunden hier länger einkaufen als in allen anderen Zittauer Innenstadtgeschäften. Auch samstags war bis 16 Uhr offen, während der Großteil der Geschäfte bereits zwischen 12 und 13 Uhr schließt. Im Vorjahr hatte es den Versuch gegeben, den Einkaufssamstag generell bis 16 Uhr zu verlängern. Die Aktion wurde allerdings nach wenigen Monaten sang- und klanglos beendet.
Immer mehr Modegeschäfte schließen
Sollte die "Colloseum"-Filiale geschlossen bleiben, wäre das ein weiterer Rückschlag für den Modehandel in der Stadt Zittau. War die Mandaustadt noch vor einigen Jahren gut mit Modeläden bestückt, haben in der jüngeren Vergangenheit immer mehr Geschäfte dicht gemacht - ob nun das Modehaus Wehner in der Reichenberger Straße, die Bananas-Boutique am Markt, die Boutique "Helena" am Rathausplatz und "Royal Beauty" in der Inneren Weberstraße. Zuletzt hatte der Modeladen "einundalles" in der Johannisstraße seine Tür für immer geschlossen.
Die Gründe für die Schließungen sind dabei unterschiedlich gewesen, bei einigen Inhaberin waren es Altersgründe, bei anderen der stark zunehmende Online-Handel und der damit einhergehende Umsatzverlust des stationären Handels.