Von Christiane Raatz
Das Herzstück der Dresdner Comarch AG liegt gut geschützt hinter Gittern und Sicherheitsschleusen. In dem neuen Rechenzentrum, in dem bereits 60 Server stehen, brummt und rauscht es. Ein kühler Luftzug weht durch den fensterlosen Raum. „Die Server geben viel Wärme ab und müssen ständig gekühlt werden“, erklärt Gebäudemanager Matthias Klöden.

Dafür sorgen Wassertanks mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 24.000 Litern. Klöden hat sämtliche Schritte des Neubaus begleitet. „Keine leichte Aufgabe.“ Die baulichen Anforderungen seien enorm gewesen. An der Ecke Chemnitzer und Nürnberger Straße ist in den vergangenen Monaten ein moderner, vierstöckiger Würfel entstanden – ausgestattet mit neuester Technik. Trafos und Batterien sorgen dafür, dass die Server einen Stromausfall unbeschadet überstehen. Im Notfall springt zudem ein neun Tonnen schweres Dieselaggregat auf dem Dach ein. Über einen Zwischentrakt ist der Neubau mit der frisch sanierten Gründerzeit-Villa verbunden, in der Büros und Konferenzräume untergebracht sind. Auf einer Fläche von rund 4.800 Quadratmetern hat das Software-Unternehmen seinen neuen Deutschlandsitz in Dresden eingerichtet und dafür rund zwölf Millionen Euro investiert.
Offiziell eröffnet wird das neue Rechenzentrum am 26. April. Auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und der polnische Wirtschaftsminister Janusz Piechocinski werden erwartet. Denn die Comarch AG ist eine Tochter des polnischen Softwareunternehmens Comarch S.A. mit Sitz in Krakau, das weltweit rund 3 600 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen entwickelt und vermarktet Computerprogramme unter anderem für die Telekommunikationsbranche, Banken, Handel, aber auch für mittelständische Unternehmen. Zu den Kunden zählen etwa die Mercedes-Benz Bank, T-Mobile oder Vodafone. 2012 verbuchten die polnischen Softwareentwickler einen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro. Die deutsche Comarch AG wurde 1999 gegründet und zog 2005 nach Dresden. Die Entscheidung, hier den deutschen Hauptsitz auszubauen, begründet Comarch unter anderem mit der Unterstützung vor Ort. Mit rund 1,75 Millionen Euro hat der Freistaat den Bau des neuen Rechenzentrums unterstützt. „Eine erfolgreiche Ansiedlungspolitik ist und bleibt ein wichtiges Ziel der Staatsregierung“, sagt Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP). Dabei gehe es nicht nur darum, neue Unternehmen nach Sachsen zu holen. Auch bereits ansässige Unternehmen beim Ausbau zu unterstützen stärke das Wachstum. Bisher haben sich nach Ministeriumsangaben nur wenige polnische Unternehmen in Sachsen niedergelassen. Allerdings rücken osteuropäische Investoren immer stärker in den Fokus der sächsischen Wirtschaftsförderung. So beteiligt sich der Freistaat etwa am 23. April an einer Investorenmesse in Moskau, um dort für sich zu werben.
Für Dresden als Deutschlandsitz sprechen laut Comarch zum einen die Nähe zur Muttergesellschaft in Krakau, vor allem aber auch die guten Kontakte zur TU und die Möglichkeit, hoch qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Derzeit werden drei große Kunden von den Dresdner Servern aus betreut. „Vier weitere sind derzeit im Gespräch“, berichtet IT-Manager Michael Lehmann. Mit dem 320 Quadratmeter großen Rechenzentrum sollen vor allem die Angebote über die virtuelle „Datenwolke“ (Cloud) ausgebaut werden. Unternehmen brauchen sich keine eigenen Server mehr ins Büro zu stellen, sondern verwalten und speichern ihre Abrechnungen oder Daten über das Internet. „Die Unternehmensinfrastruktur wird damit extern verwaltet“, erklärt Lehmann. Je mehr Kunden hinzukommen, desto mehr Server werden künftig in Dresden stehen – Platz gibt es insgesamt für bis zu 1 200. Auch die Zahl der Angestellten soll wachsen: Comarch beschäftigt in Dresden 51 Mitarbeiter, in der nächsten Zeit sollen 20 neue Jobs entstehen.